Sonntag, Oktober 6, 2024
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Märkte scheinen unbesorgt: Konjunktur entwickelt sich besser als erwartet

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Märkte

Ein aktueller Marktkommentar von Gerit Heinz, Leiter Portfoliomanagement Bellevue Asset Management Deutschland:

Nach der zwischenzeitlich drohenden Bankenkrise Mitte-März haben sich risikobehaftete Anlageklassen wieder erholt. Der S&P 500 sowie der Euro Stoxx 50 erreichten im Wonnemonat Mai neue Jahreshöchststände. Aufschläge von Unternehmensanleihen engten sich ein. Auch wenn der Höhepunkt dieses Zinszyklus langsam erreicht sein dürfte, scheinen die Märkte angesichts der sich abschwächenden wirtschaftlichen Entwicklung und der anhaltend hohen Inflation relativ unbesorgt.

Bankenkrise: Von der kleinen auf die große Bank geschoben

Die kurzfristige Bereitstellung von Liquidität durch die US-Zentralbank hat eine krisenhafte Zuspitzung im amerikanischen Bankensektor verhindert. Allerdings ist die Verteilung ungleich. Wie die bisherigen Ergebnisse der Kreditinstitute des ersten Quartals zeigen, konnten Großbanken von einem Einlagenzuwachs profitieren, was sich in einem angestiegenen Zinsergebnis niedergeschlagen hat. Kleinere Banken in den USA befinden sich allerdings noch in sehr unruhigem Fahrwasser. Die befürchtete beschleunigte Umschichtung von Einlagen in Geldmarktfonds in großem Stil ist aber ausgeblieben. Wie die Daten für den Monat April zeigen, stabilisieren sich die Einlagen bei Banken insgesamt.

Nachlassender, aber hartnäckiger Inflationsdruck

Die Eurozone im Speziellen profitierte in diesem Jahr der abebbenden Energiekrise, großzügigen fiskalischen Stimuli und der Erholung Chinas. Das BIP-Wachstum in China überraschte positiv mit
4,5 % gegenüber dem Vorjahr, was in der Kombination die europäische Aktienmarktentwicklung in diesem Jahr stark begünstigt hat. Im zweiten Quartal sollte die chinesische Volkswirtschaft aufgrund der Nachholeffekte in Folge der Lockerung von Corona-Restriktionen sogar noch dynamischer wachsen. Vorlaufindikatoren wie Einkaufsmanagerindizes für Dienstleistungen stiegen im Euroraum zuletzt weiter.

Nicht nur in der Eurozone, sondern auch in den USA hat sich die Konjunktur besser als zu Jahresanfang erwartet entwickelt. Der Internationale Währungsfonds geht in seinem im April aktualisierten Ausblick von einem US-Wirtschaftswachstum von 1,6 % in diesem Jahr aus, was ungefähr dem Trendwachstum entspricht. Allerdings haben sich die Wolken am Konjunkturhimmel noch nicht verzogen. Die arbeitsmarktsensitive Dienstleistungsinflation bleibt sowohl in den USA als auch in der Eurozone weiter erhöht und zeigt nur teilweise eine Tendenz einer Entspannung. Im Gegenteil könnten insbesondere hierzulande die an Dynamik gewonnenen Lohnforderungen zu einer länger andauernden Periode von erhöhten Kerninflationsraten führen.

Zwar ließen die fallenden Energiepreise die umfassende Inflationsrate von ihren Höchstständen deutlich zurücksetzen, für die Notenbanker bleibt allerdings die weniger volatile Kerninflationsrate die wichtigere Größe, da sie auf diese durch ihre Geldpolitik Einfluss nehmen können. Die Inflationszahlen in der Eurozone deuten mit 7,0 % in der umfassenden und 5,6 % in der Kerninflation auf einen – auch aufgrund von Basiseffekten nachlassenden, aber doch hartnäckigen – Inflationsdruck hin. Die Kerninflationsrate liegt immer noch nur 0,1 %-Punkte unter ihrem Allzeithoch seit Bestehen der Eurozone. In den USA liegt die Kerninflationsrate mit 5, 5% gar über der umfassenden Rate von 4,9 %.

Allerdings wirken die Leitzinsen bereits jetzt zunehmend restriktiv, also die Wirtschaft dämpfend. Die Kreditkonditionen in den USA wurden zuletzt restriktiver und die kurzfristigen Zinsen bewegen sich sogar über der aktuellen Inflationsrate. Investoren, Verbraucher und Unternehmen wird damit ein echter Anreiz gegeben, zu sparen und größere Anschaffungen oder Investitionen zurückzuhalten. In Kombination mit den restriktiveren Kreditbedingungen sollte es in der Konsequenz im weiteren Jahresverlauf zu einer merklichen Verlangsamung der Wirtschaftsaktivität und damit auch der Inflationsrate kommen. Anzeichen dafür gibt es in den USA bereits seit einiger Zeit: Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe, die unter der Marke von 50 notieren, die inverse Zinsstrukturkurve oder auch der Rückgang der Geldmenge (M1 oder M2), die allesamt Vorwarnsignale für eine schwache Konjunktur sind. Nervosität macht sich auch am extrem kurzen Ende der Zinsstrukturkurve angesichts der laufenden Debatte um eine Erhöhung der US-Schuldenobergrenze breit.

Die Renditen einmonatiger Schatzanweisungen liegen in den USA derzeit über den Leitzinsen der Fed und zeugen von der Nervosität des Marktes. Die politischen Verhältnisse in den USA sind kompliziert. 2011 führte die langandauernde Debatte beinahe zum Zahlungsausfall und hatte Turbulenzen am Aktienmarkt zur Folge. Damals war die Wirtschaft auf dem Weg aus einer Rezession, dieses Mal befindet sie sich auf dem Weg in eine Rezession. Auch wenn ein ultimativer Zahlungsausfall der USA höchst unwahrscheinlich ist, kann die fortlaufende Besorgnis doch die Märkte in den nächsten Wochen beeinflussen.

Stress lass nach

Stressindikatoren wie der VIX-Index, der die implizite Volatilität am US-Aktienmarkt bemisst, oder der MOVE-Index, das Pendant für den US-Staatsanleihemarkt, fielen von ihren erhöhten Levels wieder deutlich zurück. Im Anleihebereich ist aber in Anbetracht der potenziellen Zinswende weiterhin ein erhöhtes Niveau zu verzeichnen. Der VIX hingegen fiel zwischenzeitlich sogar auf einen Indexstand von unter 16 – ein Niveau, das letztmalig 2021 und damit vor Kriegsausbruch in der Ukraine beobachtet werden konnte. Aktieninvestoren sind also gemäß dieses Risikoindikators so unbesorgt wie lange nicht mehr. Stimmungsumfragen deuten allerdings auf eine vorsichtige Positionierung der Anleger hin.

Am Staatsanleihemarkt war zuletzt ein Auf und Ab der Renditen zu verzeichnen. Mit dem sich abzeichnenden Ende des Zinserhöhungszyklus und den zwar noch erhöhten aber langsam rückläufigen Inflationsraten dürften die Hochpunkte dieses Zinszyklus hinter uns liegen. Die Erwartung nahender Zinssenkungen dürfte jedoch vor dem Hintergrund solider Wirtschaftsdaten und eines robusten Arbeitsmarktes bei weiterhin erhöhten Inflationsraten wieder weiter nach hinten korrigiert werden.

In der zweiten Jahreshälfte sollten sich allerdings die Markterwartungen verändern und zunehmend der Beginn des Zinssenkungszyklus antizipiert werden. Dies könnte zu einer Versteilerung der weiterhin außergewöhnlich invertierten Zinsstrukturkurve führen. Da sich gerade am kurzen Ende der Zinsstrukturkurve die Erwartungen des Zinspfads widerspiegeln, ist mit überproportional fallenden Renditen von Kurzläufern zu rechnen, sollte die US-Zentralbank erste Signale in Bezug auf in der Zukunft tiefere Leitzinsen geben. Nach Erreichen des Leitzinsgipfels dürften in den kommenden Monaten nicht nur die ersten Zinssenkungen verstärkt diskutiert werden, sondern auch die Frage, welches Niveau Leitzinsen im Laufe des nächsten Jahres erreichen könnten.

Da zum aktuellen Zeitpunkt nur von einer leichten Rezession auszugehen ist – das sogenannte Soft-Landing stellt weiterhin das Basis-Szenario dar –, können Schätzungen zum Gleichgewichtszinssatz dienen, um ein mögliches Zielzinsniveau auszumachen. Längerfristige Annahmen (unter anderem die der FOMC-Mitglieder) gehen von einem Gleichgewichtszins zwischen 2,5 und 3,0 % aus. Leitzinssenkungen und damit auch Renditebewegungen bei nachhaltiger Inflationszielerreichung in Richtung dieser Niveaus sind denkbar.

Anleger bleib wachsam

Angesichts des bevorstehenden geldpolitischen Wendepunkts in den USA bleibt die Situation herausfordernd. Anleger bewegen sich im Zwiespalt zwischen der Partizipation an der besser als erwarteten ökonomischen Entwicklung und andererseits der Positionierung gegen den nahenden wirtschaftlichen Abschwung.

Im Anleihebereich erscheint uns eine verlängerte Duration angemessen. Zudem haben wir die Kreditqualität im Portfolio erhöht, um den Konjunkturrisiken Rechnung zu tragen.

Die aktuellen Aktienmarktbewertungen implizieren ein solides Gewinnwachstum. Zwar unterstützt die Inflationsentwicklung die (nominale) Gewinnentwicklung der Unternehmen, ein wirtschaftlicher Abschwung dürfte aber den Gewinnen zusetzen. Wir nehmen daher eine neutrale Haltung zu den Aktienmärkten ein. Sollte es global zu einem Wechsel von einem Zinsanhebungs- in ein Zinssenkungsregime kommen, dürften zinssensitive Aktien, wie z. B. Technologiewerte in der Gunst der Anleger weiter steigen.

Denn trotz dann vermutlich dominierender Konjunktursorgen wirken gefallene Renditen auf Wachstumsunternehmen überproportional positiv, da der heutige Wert zukünftige Gewinne wegen eines geringeren Diskontierungsfaktors zunimmt. Die Kursgewinne der letzten Wochen im Nasdaq können in diesem Kontext bereits als erste Indikation für weiteres Aufwärtspotential im Falle fallender Renditen dienen.

Wir rechnen trotz der zuletzt gesunkenen impliziten Volatilität mit einer wieder ansteigenden Schwankungsbreite bei Aktien und Anleihen. Die Wahrscheinlichkeit, dass z. B. plötzliche Kreditereignisse oder weitere Probleme bei Banken aufgrund der historisch schnellen Zinswende zu Verwerfungen an den Finanzmärkten führen, ist gestiegen. Die im März kurzzeitig aufkeimende Angst vor einer Bankenkrise hat gezeigt, wie schnell die Sorglosigkeit einer Besorgnis weichen kann.

Für Anleger, die vom anhaltenden Seitwärtstrend bei zu erwartender wieder ansteigender Volatilität profitieren wollen, gibt es über die Vereinnahmung von Optionsprämien neben Multi-Asset-Lösungen dennoch Möglichkeiten, positive Portfolioerträge bei stagnierender Wertentwicklung von Aktien zu erwirtschaften. Optionsstrategien, wie sie der Bellevue Option Premium bietet, eröffnen Anlegern bei richtungslosem Aktienmarkt attraktive Renditechancen.

Märkte scheinen unbesorgt: Konjunktur entwickelt sich besser als erwartet

Foto von Gerit Heinz (Quelle: Bellevue)

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Krankenhausgesellschaft mahnt zur Eile bei Klinikreform

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Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, mahnt zur Eile bei der Klinikreform. „Ob es eine Einigung bis Sommer gibt, bezweifele ich, derzeit findet ein politischer Poker zwischen Bund und Ländern statt“, sagte er der „Rheinischen Post“ (Samstagsausgabe).

„Dabei drängt die Zeit, den Kliniken fehlen bis Ende dieses Jahres zehn Milliarden Euro.“ Gaß verwies auf neue Prognosen: „Wir gehen davon aus, dass sich aktuell 20 bis 30 Prozent der Kliniken mit der Frage der Insolvenz befassen, weil sie keine klare Fortführungsprognose haben oder nicht mehr kreditwürdig sind.“ Er bekräftigte seine Kritik an den Plänen von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD): „Die geplante Reform ist nicht geeignet, das ungeordnete Kliniksterben zu verhindern.“ Der Minister wolle das Geld „nur umverteilen“, aber dem Krankenhaussystem „über Jahre kein zusätzliches Geld zur Verfügung stellen“.

Das sei verfassungswidrig: „Trotz Inflation und steigender Personalkosten dürfen die Kliniken ihre Preise nicht erhöhen.“ Das sei ein Verstoß gegen die unternehmerische Freiheit, die das Grundgesetz garantiere, so Gaß weiter. Zugleich sei noch immer unklar, wie die geplanten Vorhaltepauschalen funktionieren sollten. Der DKG-Chef kritisierte Lauterbach auch persönlich: „Es macht mich ratlos, dass der Minister sich nicht für die Erfahrungen der Praktiker interessiert, sondern glaubt, er habe das System durchdrungen und könne eine Reform alleine machen.“

Zudem rechnet Gaß im kommenden Winter erneut mit Stationsschließungen: „Wir sind für Infektionswellen nicht mehr so gut gewappnet wie früher, die Personaldecke ist viel dünner.“ Derzeit fehlten an den Kliniken mindestens 35.000 Pflegekräfte und über 5.000 Ärzte. Deshalb müssten sich Patienten darauf einstellen, dass auch im nächsten Winter wieder Betten oder ganze Abteilungen zeitweise gesperrt würden, fügte er hinzu. Vom Coronavirus sehe er dabei keine großen Gefahren mehr ausgehen: „Corona liegt hinter uns, es gibt keine Anzeichen, dass die Pandemie im Winter zurückkehrt.“

Man werde wieder saisonale Infektionswellen haben – bei der Grippe, vielleicht auch bei Corona, „aber nichts, was mit den vergangenen Jahren vergleichbar ist“, so Gaß weiter.


Foto: Krankenhaus, über dts Nachrichtenagentur

Foto/Quelle: dts

In NRW fehlt noch jede achte Grundsteuererklärung

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Düsseldorf (dts Nachrichtenagentur) – Vier Monate nach dem Ablauf der bereits verlängerten Frist ist immer noch fast jede achte Grundsteuererklärung in Nordrhein-Westfalen nicht bei den Finanzbehörden eingegangen. Die Quote der abgegebenen Erklärungen lag in NRW zuletzt bei knapp 88 Prozent, wie ein Sprecher der Oberfinanzdirektion (OFD) Düsseldorf der „Rheinischen Post“ (Samstag) sagte.

Damit fehlen noch immer mehr als 900.000 Erklärungen insgesamt. In den anderen Bundesländern ist der Stand nach einer Umfrage der Zeitung kaum besser. In NRW haben die Finanzämter dem Bericht zufolge bereits mit der Schätzung der Grundsteuerwerte begonnen. „Von der rechtlichen Möglichkeit, Verspätungszuschläge festzusetzen, macht die Finanzverwaltung keinen Gebrauch“, habe die OFD mitgeteilt.

Steuerpflichtige sollten zunächst bis zum 31. Oktober des vergangenen Jahres und nach einer Fristverlängerung bis zum 31. Januar 2023 die Erklärung abgeben. Das wurde notwendig, nachdem das Verfassungsgericht die geltenden Grundsteuerregeln bemängelt und eine Reform verlangt hatte, die 2025 in Kraft treten soll.


Foto: Grundsteuerbescheid, über dts Nachrichtenagentur

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Klein warnt vor Judenhass durch Lehrer und Schüler

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Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hat vor Judenhass an deutschen Schulen gewarnt. „Wir stellen fest, dass Antisemitismus auch an Schulen verbreitet wird. Er geht nicht nur von Schülern aus, sondern auch von den Lehrkräften“, sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Samstagausgaben).

In Unterricht komme es zu fürchterlichen Bemerkungen. Als Beispiel nannte er den Satz eines Lehrers zu einer jüdischen Schülerin bei der Erklärung des Bunsenbrenners im Chemieunterricht: „Du musst jetzt genau wissen, wie das mit dem Gas funktioniert.“ Das sei leider Realität in Deutschland.

Klein forderte bundesweit eine Meldepflicht für antisemitische Vorfälle in Schulen. „Dann kommt keiner in Versuchung, etwas unter den Teppich zu kehren“, sagte er. Außerdem müsse der Umgang mit Antisemitismus und Rassismus „zum verpflichtenden, prüfungsrelevanten Bestandteil der Lehramtsausbildung in ganz Deutschland werden“. Darüber hinaus müsse überprüft werden, wie in Schulbüchern über das Judentum aufgeklärt werde.

Es gebe verheerende bildliche Darstellungen etwa in Religionsbüchern. Juden, die Jesus bei der Bergpredigt zuhörten, würden düster gezeichnet. „Das geschieht oft unbewusst, darf sich bei den Kindern aber nicht festsetzen“, sagte Klein. „In Schulbüchern muss deutlich werden, dass Juden zu Deutschland gehören.“


Foto: Felix Klein, über dts Nachrichtenagentur

Foto/Quelle: dts

FDP will nationalen CO2-Emissionshandel für Gebäude vorziehen

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Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Die FDP erwartet ein Vorziehen des nationalen CO2-Emissionshandels für die Sektoren Gebäude und Verkehr von 2026 auf Anfang 2024. „Wir sind zuversichtlich, dass wir den nationalen Emissionshandel für Gebäude und Verkehr auf den 1. Januar 2024 vorziehen können parallel zu der Einigung über das Gebäudeenergiegesetz“, sagte FDP-Fraktionsvize Lukas Köhler der „Rheinischen Post“ (Samstagausgabe).

„Das wird dann zusätzliche Anreize für Bürger und Unternehmen bedeuten, sich klimafreundliche Heizungen und Autos anzuschaffen – und wir können dementsprechend im Heizungsgesetz grundsätzlich auf Verbote und Vorschriften verzichten“, sagte der FDP-Politiker. Der Emissionshandel wird seit dem Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG) auch für Gebäude und Verkehr geregelt. Es schreibt für jede emittierte Tonne CO2 einen Preis fest. Diese zusätzliche C02-Abgabe sorgt für eine kontinuierliche Erhöhung der Preise fürs Heizen und im Verkehrssektor. Damit wird für Verbraucher ein Anreiz geschaffen, auf klimafreundliche Technologien umzustellen, also etwa auf elektrische Wärmepumpen oder auf E-Autos. Der festgelegte CO2-Preis für die Sektoren Wärme und Verkehr beträgt aktuell 30 Euro je Tonne. Im nächsten Jahr sind es 35 Euro, im Jahr 2025 beträgt der Wert 45 Euro. Ab 2026 soll die feste CO2-Bepreisung in einem Emissionshandel mit einem Preiskorridor von 55 bis 65 Euro übergehen. Die FDP dringt darauf, den Übergang zum Emissionshandel von 2026 auf 2024 vorzuziehen.


Foto: Gerüstbau für Wärmedämmung, über dts Nachrichtenagentur

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Familienministerin lehnt Kürzungen von gesetzlichen Leistungen ab

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Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) hat Kürzungen in ihrem Etat im Zuge der Beratungen zum Bundeshaushalt 2024 abgelehnt. „Mein jährlicher Etat beläuft sich auf rund 13,5 Milliarden Euro. Davon sind fast 90 Prozent gesetzliche Leistungen wie beispielsweise das Elterngeld, also fest gebunden“, sagte Paus der „Rheinischen Post“ (Samstagausgabe).

„Die restlichen gut zehn Prozent sind Programme wie die Jugendfreiwilligendienste, der Kinder- und Jugend-Plan oder das Förderprogramm `Demokratie leben`“, so Paus. „Würde hier gekürzt, schlägt das sofort durch bis zu den vielen Vereinen, Projekten und Initiativen, die sich mit großem Engagement für eine aktive Demokratie, für ein lebendiges Miteinander und für den Zusammenhalt der Gesellschaft einsetzen. Das kann niemand wollen“, sagte die Grünen-Politikerin. Sie lehnte auch den von der FDP vorgeschlagenen Eingriff in bestehende Leistungsgesetze ab. „Man kann auch Gesetze ändern, um Steuermehreinnahmen zu generieren beispielsweise durch die Bekämpfung von Steuerbetrug oder durch den Abbau umweltschädlicher Subventionen“, sagte Paus. Mit Bundesfinanzminister Lindner (FDP) habe sie über den Etat 2024 noch nicht gesprochen. „Ich hatte noch kein Gespräch mit Herrn Lindner zur Haushaltsaufstellung für das kommende Jahr“, sagte sie. Der Finanzminister hatte die Vorlage des Haushaltsentwurfs am 21. Juni wegen neuer Entwicklungen und Uneinigkeit in der Ampel-Koalition verschoben. Haushaltspolitiker rechnen mit der Vorlage nun am 5. Juli.


Foto: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, über dts Nachrichtenagentur

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Ex-Verfassungsgerichtspräsident hält Klimakleber für harmlos

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Karlsruhe (dts Nachrichtenagentur) – Andreas Voßkuhle, früherer Präsident des Bundesverfassungsgerichts, sieht in den Klimaaktivisten, die sich auf Straßen festkleben, im historischen Vergleich keine extremen Ansätze. Im Vergleich zu den Aktionen der „Atomkraft, Nein Danke“-Bewegung oder der Hausbesetzerszene „veranstalten die Straßenkleber heute harmlose Sandkastenspiele“, sagte Voßkuhle der „Rheinischen Post“ (Samstagausgabe).

Die Zeiten seien nicht besonders ideologisch geprägt. „Viele Konflikte, die wir früher hatten, sind nicht mehr so ausgeprägt“, sagte Voßkuhle. „Was wir eher erleben, ist eine gewisse Orientierungslosigkeit. Im Zeitalter der Globalisierung und Digitalisierung ist alles unübersichtlicher, komplexer und schneller geworden. Man muss lauter werden, um sich in dem damit verbundenen Klangbild durchsetzen zu können“, sagte er.


Foto: Klimaprotest, über dts Nachrichtenagentur

Foto/Quelle: dts

Gazelle Sharmahd verurteilt Belgiens Gefangenenaustausch mit dem Iran

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Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Gazelle Sharmahd, Tochter des im Iran zum Tode verurteilten deutsch-iranischen Unternehmers Jamshid Sharmahd, hat Belgiens Gefangenenaustausch mit dem Iran verurteilt. „Dieser Deal besiegelt die Hinrichtung meines Vaters“, sagte sie den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Samstagausgaben).

Es sei just der Terrorist, den der Iran ursprünglich für ihren Vater wollte. „Jetzt hat er keinen Wert mehr für das iranische Regime. Sie können meinen Vater diesen Samstag hinrichten. Sie können ihn jetzt hinrichten“, sagte Sharmahd. Belgien hat offenbar am Freitag den verurteilten Terroristen Assadollah Assadi an den Iran übergeben, um den belgischen Entwicklungshelfer Olivier Vandecasteele aus iranischer Haft freizubekommen. Gazelle Sharmahd sagte, sie habe die Hoffnung aufgegeben, dass „unsere Regierung oder Europa“ den Willen habe, Druck auf das iranische Regierung aufzubauen. Sie hätten die Möglichkeiten, mit einer gemeinsamen Taskforce ihren Vater und andere im Iran inhaftierten und zum Tode verurteilen Menschen freizubekommen, aber stattdessen machten sie lieber weiter Deals im Hintergrund, so Sharmahds Vorwurf. Von der Bundesregierung fordert sie, endlich mehr Druck aufzubauen, etwa indem die Revolutionsgarden zur Terrorgruppe erklärt werden. Dass Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) klare Worte finde, erkenne sie an, doch Worte reichten nicht aus. Angesichts der dramatischen Lage sei sie seit zweieinhalb Jahren im Krisenmodus, so Sharmahd. „Ich fühle mich ohnmächtig. Jeden Morgen google ich, ob mein Vater hingerichtet wurde.“


Foto: Iranische Botschaft, über dts Nachrichtenagentur

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Mehrheit erwartet Verschlechterung der Pflegeversorgung

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Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Eine große Mehrheit der Bevölkerung sieht die künftige Situation der Pflegebedürftigen in Deutschland pessimistisch. Das ist eines der Ergebnisse einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“ (Samstagausgaben).

Danach sind 71 Prozent der Befragten der Ansicht, dass sich die Versorgung von Pflegebedürftigen verschlechtern wird. Nur fünf Prozent gehen davon aus, dass sich die Lage verbessern wird. 21 Prozent erwarten indes keine wesentliche Veränderung. Besonders pessimistisch sind die Einschätzungen in dieser Frage bei den 45- bis 59-Jährigen (80 Prozent), denjenigen, die selbst einen Angehörigen pflegen (82 Prozent) und den AfD-Anhängern (83 Prozent).

Eine knappe Mehrheit (53 Prozent) in der Bevölkerung glaubt, dass künftig mehr Menschen als heute in einer Pflegeeinrichtung versorgt werden. 29 Prozent sehen eine Veränderung zugunsten der Pflege zu Hause. 13 Prozent sehen hier keine Änderung gegenüber heute. Gleichzeitig glaubt aber nur ein Fünftel der Befragten (22 Prozent), dass langfristig Pflegebedürftige in einer Pflegeeinrichtung besser versorgt sind als zu Hause.

Doppelt so viele (45 Prozent) gehen davon aus, dass Pflegebedürftige zu Hause besser aufgehoben sind. 32 Prozent meinen, dass man das nicht generell sagen könne. Eine Mehrheit von 59 Prozent der Befragten ist der Ansicht, dass Deutschland angesichts des Fachkräftemangels mehr Pflegekräfte aus anderen Ländern anwerben soll. 38 Prozent sprechen sich allerdings dagegen aus.

Gegen eine Anwerbung sind vor allem AfD-Anhänger (63 Prozent). 59 Prozent der Bundesbürger, die zurzeit keinen Angehörigen pflegen, gaben in der Umfrage an, sie könnten sich dies grundsätzlich vorstellen. Für 38 Prozent kommt das hingegen nicht in Frage. Die höchste Zustimmungsrate (65 Prozent) besteht bei den 18- bis 29-Jährigen, die niedrigste bei den 45- bis 59-Jährigen (53 Prozent).

Die Umfrage unter 1.003 Personen wurde von Forsa in der Zeit vom 15. bis 19. Mai durchgeführt.


Foto: Krankenhaus, über dts Nachrichtenagentur

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US-Finanzministerin erwartet Zahlungsunfähigkeit nun ab 5. Juni

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Washington (dts Nachrichtenagentur) – US-Finanzministerin Janet Yellen hat den Senat und das Repräsentantenhaus davor gewarnt, dass die Zahlungsunfähigkeit der USA am 5. Juni eintreten könnte. Ein früherer Schätzwert war vom 1. Juni als Deadline für die Verhandlungen um die Erhöhung des Schuldenlimits ausgegangen.

„Auf der Grundlage der neuesten verfügbaren Daten schätzen wir nun, dass das Finanzministerium nicht über ausreichende Mittel verfügen wird, um die Verpflichtungen der Regierung zu erfüllen, wenn der Kongress die Schuldengrenze bis zum 5. Juni nicht erhöht oder ausgesetzt hat“, schrieb Yellen am Freitag in einem Brief an die Sprecher beider Kammern. „Wenn der Kongress das Schuldenlimit nicht anhebt, würde dies amerikanische Familien in große Bedrängnis bringen, unsere globale Führungsposition beeinträchtigen und unsere Fähigkeit in Frage stellen, unsere nationalen Sicherheitsinteressen zu verteidigen. Ich fordere den Kongress weiterhin auf, das volle Vertrauen und den Ruf der Vereinigten Staaten zu schützen und so schnell wie möglich zu handeln.“


Foto: US-Flagge, über dts Nachrichtenagentur

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