Freitag, November 14, 2025
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Dax lässt nach – SAP und Siemens belasten Index

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Frankfurt/Main (dts Nachrichtenagentur) – Am Donnerstag hat der Dax nachgelassen. Zum Xetra-Handelsschluss wurde der Index mit 23.535 Punkten berechnet, ein Minus in Höhe von 0,6 Prozent im Vergleich zum Vortagesschluss. Nach einem verhaltenen Start rutschte der Dax zunächst weiter ins Minus, bevor er am Nachmittag einen Teil der Verluste wieder abbaute.

„Der Gesamtmarkt wird am Donnerstag durch die beiden Dax-Schwergewichte SAP und Siemens belastet“, kommentierte Marktanalyst Andreas Lipkow. „Gegen den Software-Konzern SAP sollen Ermittlungen seitens der EU-Kommission wegen Wettbewerbsvergehen laufen. Auch die Aktien des Sportartikelkonzerns Adidas kamen zeitweise stärker unter Verkaufsdruck, nachdem Nachrichten über potentielle Umsatz- und Gewinnrückgänge durch die US-Strafzölle durch das Management konkretisiert wurden“, erläuterte er.

„Die negativen Nachrichten treffen auf ein eher dünnes Handelsvolumen, so dass die Kursauswirkungen entsprechend groß sind. Die Aktien von Adidas konnten sich im weiteren Handelsverlauf wieder etwas erholen“, erklärte der Analyst.

Bis kurz vor Handelsschluss standen die Papiere von Hannover Rück und Eon an der Spitze der Kursliste. Das Schlusslicht bildeten die Aktien von Siemens Healthineers, Adidas und Brenntag.

Unterdessen stieg der Gaspreis: Eine Megawattstunde (MWh) Gas zur Lieferung im Oktober kostete 33 Euro und damit zwei Prozent mehr als am Vortag. Das impliziert einen Verbraucherpreis von mindestens rund acht bis zehn Cent pro Kilowattstunde (kWh) inklusive Nebenkosten und Steuern, sollte das Preisniveau dauerhaft so bleiben.

Der Ölpreis sank hingegen leicht: Ein Fass der Nordsee-Sorte Brent kostete am Donnerstagnachmittag gegen 17 Uhr deutscher Zeit 69,18 US-Dollar, das waren 13 Cent oder 0,2 Prozent weniger als am Schluss des vorherigen Handelstags.

Die europäische Gemeinschaftswährung war am Donnerstagnachmittag schwächer: Ein Euro kostete 1,1675 US-Dollar, ein Dollar war dementsprechend für 0,8565 Euro zu haben.


Foto: Frankfurter Börse, via dts Nachrichtenagentur

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Union kündigt Bürgergeld-Reform in zwei Schritten an

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Berlin (dts Nachrichtenagentur) – In der Diskussion um die Bürgergeld-Reform hat Union-Fraktionsvize Sepp Müller konkrete Schritte noch in diesem Jahr angekündigt. Das Bürgergeld solle in zwei Schritten reformiert werden, sagte Müller dem „Handelsblatt“ (Freitagausgabe). „Den ersten Teil werden wir noch in diesem Jahr im Bundestag beschließen – damit stellen wir wichtige Weichen für mehr Verlässlichkeit und Fairness“, sagte Müller.

„Der zweite Teil folgt im Frühjahr und nimmt die Kosten der Unterkunft in den Blick.“ Grund für die Verzögerung sei der Umstand, dass der Bundesrat diesem Teil des Reformpaketes zustimmen müsse. „Schritt für Schritt wächst so ein stabiles Fundament für mehr soziale Gerechtigkeit. Der Herbst der Reformen ist damit auch ein Aufbruch.“

Eine Reform des Bürgergelds ist zwischen CDU/CSU und SPD verabredet. Für die Union ist das Vorhaben von großer Bedeutung. Mit der Reform wollte die Union im Wahlkampf den Bundeshaushalt maßgeblich sanieren.


Foto: Werbung für das Bürgergeld (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

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Automobil-Zulieferer Bosch plant Abbau von 13.000 Stellen

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Gerlingen (dts Nachrichtenagentur) – Der Technologiekonzern Bosch will weitere 13.000 Stellen streichen. Das teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Zuvor hatte bereits das „Handelsblatt“ darüber berichtet. Der Stellenabbau trifft demnach vor allem die Automobil-Zuliefersparte.

Der Standort Waiblingen soll offenbar komplett geschlossen werden. In Stuttgart-Feuerbach sollen 3.500 Stellen wegfallen. Auch die Standorte Schwieberdingen, Bühl und Homburg sind von den Streichungen betroffen.

Das Unternehmen begründete den Schritt mit der schwachen Weltkonjunktur und hohen Investitionskosten. Auch der schleppende Hochlauf von Klimaschutztechnologien, wie E-Mobilität und Wasserstofftechnologien, wurde als Grund genannt.


Foto: Autoproduktion (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

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OpenAI setzt für enormen Energiebedarf für KI auf Kernkraft

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Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Der OpenAI-Chef Sam Altman setzt für den enormen Energieverbrauch für KI auf Kernkraft. Die vergleichsweise hohen Energiekosten in Deutschland seien zwar eine „Herausforderung für KI“, sagte Altman bezeichnete dem TV-Sender „Welt“. Er zeigte sich aber überzeugt, dass man das bewältigen werde.

Unabhängig von der Situation in Deutschland plädierte der OpenAI-CEO für den Einsatz von Kernkraft. „Ich persönlich glaube, dass Kernenergie – gerade fortschrittliche Kernspaltungstechnologien – zu den vielversprechendsten Energiequellen gehört. Die Welt sollte diesen Weg weiterverfolgen.“

Altman unterstrich die Bedeutung Deutschlands für sein Unternehmen. „Deutschland ist unser größter Markt in Europa, weltweit unser fünftgrößter. Praktisch alle jungen Deutschen nutzen ChatGPT“, sagte er. „KI ist hier – und die Menschen ziehen bereits großen Nutzen daraus.“

Der OpenAI-CEO zeigte sich nach Begegnungen mit Kanzler Friedrich Merz sowie den CEOs deutscher Unternehmen beeindruckt vom Tempo der KI-Implementierung in Deutschland. „Ich denke, die Unternehmen hier planen wirklich, stark auf KI zu setzen und sie umfassend zu implementieren. Sie sind überzeugt, dass KI enormen Wert für ihre Arbeit bringen wird“, sagte er. „Dasselbe Signal habe ich auch von der Bundesregierung gehört, was ihre KI-Ambitionen angeht. Angesichts des Tempos der KI-Adaption in Deutschland – fünfmal so hoch in den letzten zwölf Monaten – bin ich sehr optimistisch.“


Foto: Atomkraftwerk (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

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Sinkende Netzentgelte entlasten Haushalte 2026 um bis zu 100 Euro

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Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Unternehmen und Privathaushalte können sich im nächsten Jahr wohl auf sinkende Strompreise einstellen. Die Gebühren für die Nutzung der großen Stromleitungen könnten 2026 spürbar fallen – und damit auch die Endpreise für private und gewerbliche Verbraucher.

Wie die FAZ berichtet, planen die vier Übertragungsnetzbetreiber, die für die sogenannten Stromautobahnen verantwortlich sind, im kommenden Jahr eine Rücknahme ihrer Entgelte um fast 60 Prozent. Der Grund dafür ist, dass die Bundesregierung die Netzentgelte im kommenden Jahr mit 6,5 Milliarden Euro bezuschusst.

Die Zeitung beruft sich auf die vorläufigen Berechnungen der Betreiber. Die endgültige Höhe müssen sie bis zum 1. Oktober anmelden. Auf dieser Grundlage berechnen dann die Verteilnetzbetreiber, welche den Strom übernehmen und die Endkunden beliefern, ihre Gebühren. Die Gesamtentgelte, die etwa ein Drittel der gesamten Stromkosten ausmachen, stehen am 15. Oktober fest.

Das zuständige Bundeswirtschaftsministerium von Katherina Reiche (CDU) verbucht die Entwicklung als Erfolg. „Der von Ministerin Reiche umgesetzte Zuschuss zu den Übertragungsnetzkosten wirkt“, sagte ein Ministeriumssprecher der FAZ. Man entlaste Unternehmen und Verbraucher um 6,5 Milliarden Euro, damit hohe Strompreise die Wettbewerbsfähigkeit künftig weniger belasteten.

Die Senkung werde eine signifikante Wirkung für Mittelstand, Industrie sowie Verbraucher haben, so der Sprecher. Zur Illustration macht er eine eigene Berechnung auf: „Für Haushaltskunden rechnen wir mit einer durchschnittlichen Entlastung von zwei Cent je Kilowattstunde, für einen Vier-Personen-Haushalt entspricht dies einer Entlastung von rund 100 Euro.“

Die Opposition ist nicht überzeugt. „Unternehmen brauchen Planungssicherheit, deswegen wäre ein dauerhafter Zuschuss zu den Netzentgelten besser“, sagte der energiepolitische Sprecher der grünen Bundestagsfraktion, Michael Kellner. „Der Ansatz der Regierung stellt weder sicher, dass die Entlastungen zu hundert Prozent weitergegeben werden, noch dass sie gleichmäßig sind.“ Kellner erwartet für Bürger und Betriebe je nach Region zwar eine Entlastung von ein bis drei Cent je Kilowattstunde: „Ein Zuschuss, der auf die Umlagen geht, wäre landesweit gerechter gewesen, weil alle gleich entlastet würden.“


Foto: Moderne Stromzähler (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

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Schnieder bedauert Rompf-Rückzug – EVG zufrieden

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Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder hat mit Bedauern auf den Verzicht des früheren Bahn-Managers Dirk Rompf auf den Chefposten der DB-Infrastruktursparte Infrago reagiert.

„Ich bedauere seinen Schritt und danke ihm dafür, dass er sich bereit erklärt hatte, die herausfordernde Aufgabe bei der Infrago zu übernehmen“, sagte der CDU-Politiker am Donnerstag. Er respektiere seine Entscheidung und werde „zeitnah“ bekannt geben, wie man mit der neuen Situation umgehen werde.

Der Geschäftsführer der Strategieberatung Ifok und jahrelange Vorstand der DB Netz AG Rompf war erst am Montag von Schnieder als Nachfolger des im Unternehmen offenbar beliebten Philipp Nagl vorgestellt worden. Allerdings gab es gegen ihn massiven Widerstand vonseiten der Arbeitnehmervertreter.

Die EVG begrüßte den Verzicht von Rompf. „Dirk Rompf hat die richtige Konsequenz aus der Debatte der letzten Tage gezogen“, sagte EVG-Chef Martin Burkert der „Süddeutschen Zeitung“. Die Bahn brauche einen Neuanfang und der Weg dahin führe nicht durch die Vergangenheit.

„In seiner Agenda hat der Verkehrsminister einige Punkte angesprochen, die die Bahn wieder stark machen können. Mit einer Personalaufstellung, die den Neustart auch bei der Infrastruktur glaubhaft verkörpert, können wir jetzt dazu übergehen mit Schnieder an den Punkten zu arbeiten, die gut sind und über die Punkte, an denen aus unserer Sicht nachgebessert werden muss, zu reden.“


Foto: Dirk Rompf, Evelyn Palla und Patrick Schnieder am 22.09.2025, via dts Nachrichtenagentur

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Ökonomen warnen Politik vor Fehlinterpretation von BIP-Prognose

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Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute warnen die Politik davor, ihre neue Wachstumsprognose für das kommende Jahr fehlzuinterpretieren.

„Das, was hier prognostiziert wird, ist ein Stimulieren der ökonomischen Aktivität“, sagte Stefan Kooths vom IfW am Donnerstag in Berlin auf Anfrage der dts Nachrichtenagentur. Und das seien eben nicht wirklich stärkere Wachstumskräfte. „Wir haben hier nicht so etwas wie einen selbsttragenden Aufschwung, sondern der wird sehr stark angeschoben durch eine massive Mittelaufnahme der öffentlichen Hand.“

Als Beispiel nannte der Ökonom einen „Junkie, der in den Seilen hängt“ und der mit einer Spritze kurzfristig einen Schuss bekomme. Der würde sich sicher erst mal besser fühlen, „aber es würde wohl niemand auf die Idee kommen – schon gar kein Arzt – zu sagen, jetzt hat sich der Patient erholt oder er sei auf dem Weg der Gesundung“.

„Das können wir leider gerade nicht diagnostizieren, und deshalb sollte sich die Wirtschaftspolitik nicht bestätigt fühlen in ihrem bisherigen Kurs.“ Im Laufe des mittelfristigen Projektionszeitraums verkümmere die Wachstumsrate auch auf gerade mal 0,2 Prozent am Ende des Jahrzehnts, und dabei sei unterstellt, dass keine standortstärkenden Reformen eingeleitet werden. „Wenn es also wirklich besser werden soll, dann kann die Wirtschaftspolitik mit den Ergebnissen dieses Gutachtens, was die quantitativen Größenordnungen angeht, nicht zufrieden sein“, sagte Kooths.

Mit Blick auf mögliche positive Effekte durch Handelsabkommen äußerte sich der Ökonom optimistisch. Es gelte, die anderen wirtschaftlichen Regionen der Welt zu erschließen. „Da ist Mercosur ein ganz wichtiger Kandidat und dort scheint es jetzt ja auch Fortschritte zu geben.“ Auch das EU-Abkommen mit Indonesien sei ein wichtiges Signal. Denn die Europäer hätten sich dabei von ihrer bisherigen Vorgehensweise weitgehend verabschiedet, eine solche Handelsvereinbarung immer mit sehr weitreichenden Standardabkommen zu verknüpfen.

Wie sicher die Wachstumsprognose für die deutsche Wirtschaft von 1,3 Prozent im kommenden Jahr ist, ist derweil unklar. Auf die Frage, ob Wachstum durch die erweiterten Verschuldungsregeln „garantiert“ sei, sagte Geraldine Dany-Knedlik vom DIW auf dts-Anfrage, dass es kein Garant, sondern nur eine Prognose sei. „Unser Gutachten ist so zu verstehen, dass das eine Einschätzung von uns als Experten für die deutsche Konjunktur ist, wie es laufen könnte – mit größerer Unsicherheit behaftet, was die Effekte der finanzpolitischen Impulse angeht, auch was die Abflüsse angeht.“


Foto: Gemeinschaftsdiagnose Herbst 2025 der Wirtschaftsforschungsinstitute am 25.09.2025, via dts Nachrichtenagentur

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Bericht: Bosch streicht eine "fünfstellige Zahl" an Stellen

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Gerlingen (dts Nachrichtenagentur) – Der Autozulieferer Bosch steht einem Medienbericht zufolge vor einem massiven Jobabbau. Eine „fünfstellige Zahl“ von Arbeitsplätzen soll zusätzlich gestrichen werden, schreibt das „Handelsblatt“ (Freitagausgabe) unter Berufung auf Branchenkreise.

Kürzlich hatte Arbeitsdirektor Stefan Grosch in der „Stuttgarter Zeitung“ angekündigt, dass der Konzern 2,5 Milliarden Euro einsparen muss. Das gehe nur mit einem fünfstelligen Personalabbau, hieß es jetzt in den Kreisen. Der Abbau würde damit über die im Vorjahr angekündigten 9.000 Stellen in Deutschland deutlich hinausgehen.

Bereits im vergangenen Jahr verringerte Bosch die Beschäftigung in seiner größten Sparte weltweit um 11.600 Stellen, davon 4.500 in Deutschland, auf 230.000 Beschäftigte. Die Mobilitätssparte war zum Jahresende 2024 Boschs größter Bereich mit einem Anteil von knapp zwei Dritteln am Konzernumsatz von 90,3 Milliarden Euro. Neben Autoteilen stellt das Stiftungsunternehmen auch Hausgeräte, Elektrowerkzeuge, Industrie- und Gebäudetechnik her.


Foto: Bundesagentur für Arbeit (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

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Dax startet im Minus – Richtungssuche geht weiter

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Frankfurt/Main (dts Nachrichtenagentur) – Der Dax ist am Donnerstag mit Verlusten in den Handelstag gestartet. Gegen 9:30 Uhr wurde der Leitindex mit rund 23.595 Punkten berechnet und damit 0,3 Prozent unter dem Schlussniveau vom Vortag. An der Spitze der Kursliste rangierten die Porsche-Holding, BMW und Volkswagen, am Ende Siemens Healthineers, Siemens Energy und Heidelberg Materials.

„Der Dax tritt weiterhin auf der Stelle. Die Richtungssuche geht weiter“, sagte Thomas Altmann von QC Partners. „Und solange nicht klar ist, wohin die Reise gehen wird, halten sich Käufer und Verkäufer gleichermaßen zurück.“ Die Umsätze liegen weiterhin deutlich unterhalb der historischen Durchschnittswerte. Das einzige Motto der Dax-Anleger scheine weiterhin „Abwarten“ zu lauten, so Altmann.

Im zweiten Halbjahr haben bislang 22 der zumindest zeitweise im Dax vertretenen Werte negativ zur Indexentwicklung, 20 positiv. „Das zeigt, dass sich der Dax längst im negativen Sinne von der globalen Rally abgekoppelt hat“, sagte der Marktexperte. Im zweiten Halbjahr hat sich der Dax bislang acht Prozent schlechter entwickelt als der US-Leitindex S&P 500. Einem US-Plus von sieben Prozent steht hier ein Dax-Minus von einem Prozent gegenüber.

Die europäische Gemeinschaftswährung war am Donnerstagmorgen etwas stärker: Ein Euro kostete 1,1746 US-Dollar, ein Dollar war dementsprechend für 0,8514 Euro zu haben.

Der Ölpreis sank unterdessen: Ein Fass der Nordsee-Sorte Brent kostete gegen 9 Uhr deutscher Zeit 69,11 US-Dollar; das waren 20 Cent oder 0,3 Prozent weniger als am Schluss des vorherigen Handelstags.


Foto: Frankfurter Börse, via dts Nachrichtenagentur

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Früherer BA-Chef fordert Schließen von Bürgergeld-Schlupflöchern

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Nürnberg (dts Nachrichtenagentur) – Der frühere Vorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele, fordert bei der Reform des Bürgergelds gesetzliche Änderungen, um Sozialmissbrauch durch kriminelle Banden einzudämmen. „Die Leute werden hierhin gefahren, in heruntergekommenen Immobilien gemeldet, gehen angeblich einem Minijob nach und erhalten dann Aufstockerleistungen“, sagte Scheele der „Süddeutschen Zeitung“.

„Das hat sich leider zu einem immer größeren Geschäftsmodell entwickelt“, meinte er mit Blick auf EU-Bürger etwa aus Rumänien und Bulgarien. Zumal auch noch die Kosten der Unterkunft übernommen würden. Er fordert, sich Paragraf 7 im Sozialgesetzbuch II vorzunehmen und Regelungen im EU-Recht nachzujustieren. „Die Bürgergeld-Reform muss den Erwerbstätigkeitsbegriff so sicher machen, dass man nicht mit fiktiven Beschäftigungsbescheinigungen ganze Bedarfsgemeinschaften finanzieren kann“, so Scheele. „Daher wundert es mich, dass kaum auf diesen Paragrafen geschaut wird.“ Wichtig sei auch, dass der Datenabgleich der Behörden verbessert wird, um Sozialbetrug vorzubeugen.

In besagtem Paragraf geht es um Ausschlusskriterien für den Empfang von Bürgergeldleistungen. Bei EU-Bürgern, die freizügigkeitsberechtigt sind, wird aber nicht näher definiert, in welchem Umfang sie in Deutschland arbeiten müssen, um hier ergänzende Sozialleistungen zu bekommen. Entsprechend hoch sind die Leistungen, wenn sie nur für Minijobs gemeldet werden. In Städten wie Duisburg und Hagen wird seit Jahren über Fälle berichtet, bei denen Menschen aus Rumänien und Bulgarien angebliche Minijobs annehmen und in baufälligen Immobilien gemeldet werden – für sie werden dann Aufstockungsleistungen, also Bürgergeld und Unterkunftskosten beantragt – diese werden aber oft von Organisatoren des Betrugssystems abkassiert, die auch oft als Vermieter der heruntergekommenen Wohnungen agieren, völlig überteuerte Mieten angeben, die vom Jobcenter dann zu ersetzen sind.

CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann hat zuletzt vorgeschlagen, auf EU-Ebene Änderungen herbeizuführen, damit nicht schon ein Minijob für EU-Bürger ausreicht, um zusätzlich Bürgergeld und Unterkunftskosten zu bekommen.

Das fordert auch Duisburgs SPD-Oberbürgermeister Sören Link, der am Sonntag in einer Stichwahl gegen den AfD-Kandidaten Carsten Groß antritt. Zuständig für die Reform ist Bundesarbeitsministerin und SPD-Chefin Bärbel Bas, die selbst aus Duisburg stammt. „Die Armutsmigration aus Südosteuropa bringt organisierten Missbrauch von Sozialleistungen nach Duisburg. Das muss endlich ein Ende haben“, sagte Link der SZ. Für den gesellschaftlichen Zusammenhalt sei es wichtig, dass der Staat konsequent gegen diese Strukturen vorgehe. „Wir kämpfen vor Ort mit allen rechtsstaatlichen Mitteln gegen Sozialleistungsmissbrauch – es ist aber nur ein Kampf gegen Symptome, solange ein Minijob reicht, um in Deutschland das volle Paket Sozialleistungen zu beziehen“, sagte Link.

Allein durch die Annahme eines Minijobs könne ein EU-Zuwanderer das Recht auf ergänzendes Bürgergeld erhalten, sagte der Chef des Duisburger Jobcenters, Frank Böttcher, der SZ. Alles, was der Zuwanderer über den Minijoblohn hinaus benötige, zahle das Jobcenter. Das gelte auch für eine mitziehende Familie: „Wir können solche Anträge nicht ablehnen, soweit die übrigen Anspruchsvoraussetzungen wie beispielsweise Bedürftigkeit gegeben sind.“

In Duisburg beziehen laut Jobcenter rund 11.000 Rumänen und Bulgaren Bürgergeld. Böttcher berichtet von einem Unternehmen, das sehr viele Bulgaren und Rumänen beschäftigt habe, aber alle nur mit Minijobs. Und alle beantragten dann beim Jobcenter zusätzlich Bürgergeld. Noch schlimmer sei es, wenn der Arbeitgeber gleichzeitig Vermieter sei. Heruntergekommene Häuser würden für überzogene Mieten vollgepackt mit Zuwanderern vorwiegend aus Südosteuropa, so Böttcher. Für diese Miete müsse grundsätzlich das Jobcenter aufkommen, denn die Kosten der Unterkunft werden bei Bürgergeldempfängern übernommen. „Ein EU-Zuwanderer sollte erst dann einen Anspruch auf Leistungen haben, wenn er eine Tätigkeit mit deutlich höherem Umfang als ein Minijob annimmt“, unterstützt Böttcher den Vorstoß aus der Union.


Foto: Jobcenter (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

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