Donnerstag, November 13, 2025
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Bosch schließt Standortschließungen nicht aus

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Gerlingen (dts Nachrichtenagentur) – Das baden-württembergische Traditionsunternehmen Bosch schließt bei der Restrukturierung seiner angeschlagenen Mobilitätssparte weder betriebsbedingte Kündigungen noch Standortschließungen und Produktionsverlagerungen ins Ausland aus.

„Unser Ziel ist und bleibt es, sozial verträgliche Lösungen zu finden. Wenn aber zum Beispiel ganze Standorte geschlossen werden müssen, sind auch betriebsbedingte Kündigungen nicht zu vermeiden“, sagte Arbeitsdirektor Stefan Grosch der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. „Produktion findet dort statt, wo sie von unseren Kunden gefordert wird. Dabei spielen Zölle eine immer größere Rolle. Produktionsverlagerungen kann man daher nie ausschließen.“

Der weltgrößte Automobilzulieferer hatte am vergangenen Donnerstag bekannt gegeben, bis Ende 2030 weitere 13.000 Arbeitsplätze in der Mobilitätssparte zu streichen. Mit dieser Ankündigung summiert sich die Zahl der Stellen, die der Zulieferer in seinem größten Geschäftsbereich in den nächsten Jahren abbauen, auf gut 22.000. Betroffen sind fast ausschließlich die deutschen Mobilitätsstandorte, an denen Bosch Ende vergangenen Jahres rund 70.000 Menschen beschäftigt hat.

„Abwarten ist keine Option“, sagte Grosch weiter. „Vor allem hat sich der Preiswettbewerb deutlich verschärft. Zudem verschieben sich Bestellungen von neuen Elektronik-Architekturen sowie von Komponenten für Elektromobilität und automatisiertes Fahren zeitlich deutlich weiter nach hinten. Die erwartete Nachfrage ist nicht vorhanden.“

Den Vorwurf, das Ausmaß der Krise erst nach mehr als eineinhalb Jahren vollständig offen gelegt zu haben, wies Grosch zurück. „Von einer Salamitaktik kann nicht die Rede sein. Wir müssen schlichtweg den individuellen Anforderungen unserer sehr unterschiedlichen Sparten im Bosch-Konzern gerecht werden“, erklärte Grosch. „Wir müssen unseren Beschäftigten das Signal geben, dass wir an der Wettbewerbsfähigkeit der Standorte arbeiten müssen. Es ist wichtig, dass Klarheit besteht und dass alle die Situation verstehen, denn der Zeitdruck ist extrem groß.“

Die Beschäftigungssicherung, die bis Ende 2027 betriebsbedingte Kündigungen an deutschen Standorten in der Mobilitätssparte von Bosch ausschließt, stellte Grosch dagegen nicht infrage. „Die Vereinbarung halten wir auf jeden Fall ein“, sagte Grosch der FAZ. Trotz der schwierigen Situation „funktioniert die Zusammenarbeit mit dem Gesamtbetriebsrat“ nach Ansicht Groschs gut. „Wichtig ist, dass wir jetzt von beiden Seiten an diesem vertrauensvollen Dialog festhalten und schnell ins Gespräch kommen.“

Die Arbeitnehmerseite müsse sich jedoch in den nächsten Jahren auf grundlegende Veränderungen einstellen. „Der Umsatzanteil, den wir mit Elektronik und Software machen, wird größer. Der Wertschöpfungsanteil geht dabei im Vergleich zur klassischen Verbrennertechnologie zurück. Das bedeutet, dass wir als Unternehmen wachsen, die Beschäftigung aber nicht im gleichen Maß mitwächst“, sagte Grosch. „Das Wirtschaftsmodell verändert sich, und wir sind Teil der Veränderungen. Die Innovationskraft in der Mobilität verschiebt sich aktuell in Richtung China. Wir müssen uns dem Wettbewerb stellen und konsequent an unserer Wettbewerbsfähigkeit arbeiten. Und wir müssen uns wieder auf unsere Innovationskraft besinnen, die Bosch und die deutsche Wirtschaft stark gemacht hat.“


Foto: Autoproduktion (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

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Dax am Mittag weiter im Plus – 100-Tage-Linie setzt Stopp-Schild

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Frankfurt/Main (dts Nachrichtenagentur) – Der Dax hat sich am Montag nach einem bereits positiven Start in die Handelswoche am Mittag weiter im Plus bewegt. Gegen 12:30 Uhr wurde der Leitindex mit rund 23.810 Punkten berechnet, 0,3 Prozent über dem Schlussniveau vom Vortag.

An der Spitze der Kursliste notierten Symrise, Infineon und Rheinmetall. Ins Minus ging es dagegen unter anderem für die Papiere der Commerzbank, von Continental und der Deutschen Bank.

„Der deutsche Gesamtmarkt versucht sich weiter auf dem Kursniveau von 23.800 Punkten zu etablieren“, sagte Marktanalyst Andreas Lipkow. „Der Dax stößt sich derzeit immer wieder den Kopf an der viel beachteten 100-Tage-Linie. Seit einigen Handelstagen pendelt der Dax, gefangen in der Handelsspanne zwischen der 200- und der 100-Tage-Linie.“

Es fehle derzeit noch der ausreichende Handelsimpuls, um den Gesamtmarkt aus dieser Kurszone hinausschieben zu können. Dennoch scheine das Kaufinteresse zum Quartalen für deutsche Standardwerte anzuhalten, so Lipkow.

Die europäische Gemeinschaftswährung war am Montagnachmittag etwas stärker: Ein Euro kostete 1,1717 US-Dollar, ein Dollar war dementsprechend für 0,8535 Euro zu haben.

Der Goldpreis konnte deutlich profitieren, am Nachmittag wurden für eine Feinunze 3.815 US-Dollar gezahlt (+1,5 Prozent). Das entspricht einem Preis von 104,69 Euro pro Gramm.

Der Ölpreis sank unterdessen deutlich: Ein Fass der Nordsee-Sorte Brent kostete am Montagnachmittag gegen 12 Uhr deutscher Zeit 69,12 US-Dollar, das waren 101 Cent oder 1,4 Prozent weniger als am Schluss des vorherigen Handelstags.


Foto: Frankfurter Börse, via dts Nachrichtenagentur

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Septemberwetter mit großen Gegensätzen

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Offenbach am Main (dts Nachrichtenagentur) – Der September 2025 war ein Monat großer meteorologischer Gegensätze.

Kurz vor dem kalendarischen Herbstanfang brachte er noch einmal Spitzenwerte über 30 Grad Celsius (°C), seit dem 22. September dominieren kühlere Temperaturen, teilte der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Montag mit. Während es im Norden und Nordosten insgesamt deutlich wärmer und sonniger als im langjährigen Mittel war, fiel im Südwesten außergewöhnlich viel Regen, so der DWD nach vorläufigen Auswertungen seiner rund 2.000 Messstationen.

Der September 2025 lag mit einer Mitteltemperatur von 14,5 °C um 1,2 Grad über dem Wert der Referenzperiode 1961-1990 (13,3 °C) und 0,7 Grad über dem aktuellen Vergleichszeitraum 1991-2020 (13,8 °C). Am deutlichsten fielen die positiven Abweichungen mit rund 2 Grad im Norden der Republik aus.

Eine spätsommerliche Episode erlebte das gesamte Land am 20. des Monats: Verbreitet wurden 25 bis 30 °C und örtlich sogar Spitzenwerte von über 30 °C gemessen. Pabstorf im nördlichen Harzvorland verkündete mit 32,6 °C das Maximum.

Mit dem kalendarischen Herbstbeginn am 22. setzte dann ein spürbarer Witterungswechsel ein: Die letzte Monatsdekade verlief zeitweise deutlich kühler und brachte herbstlich-frische Tage. Am 29. meldete Deutschneudorf-Brüderwiese im Erzgebirge mit -1,3 °C die niedrigste Temperatur des Monats nach der Zugspitze mit -6,1 °C am 17. September.

Mit gut 86 Litern pro Quadratmeter (l/m²) fiel im September 2025 fast 41 Prozent mehr Regen als im Mittel (1961-1990: 61 l/m²). Der Vergleichszeitraum 1991-2020 (65 l/m²) wurde um 32 Prozent übertroffen. Besonders nass war es im Südwesten: In Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und dem Saarland wurden teilweise außergewöhnlich hohe Niederschlagsmengen gemessen.

Im Saarland könnte der September nach aktuellen Prognosen sogar der nasseste seit Beginn der Messungen 1881 werden und das Jahr 2001 (170,7 l/m²) von Platz 1 verdrängen. Extremereignisse prägten auch Nordrhein-Westfalen: Dort fielen am 8. in Mönchengladbach-Hilderath mit 118,7 l/m² die bundesweit höchsten Tagessummen des Monats. In Teilen Nord- und Mitteldeutschlands verzeichneten einzelne Stationen dagegen Monatsmengen unter 30 l/m².

Mit 157 Stunden erreichte die Sonnenscheindauer im September 2025 gegenüber der Referenzperiode 1961-1990 (150 Stunden) ein kleines Plus von knapp fünf Prozent, und lag genau im Durchschnitt der Referenzperiode 1991-2020 (157 Stunden). Besonders im Nordosten zeigte sich die Sonne häufig: Entlang der Ostseeküste und im angrenzenden Binnenland wurden mehr als 200 Stunden Sonnenscheindauer registriert. Deutlich trüber verlief der Monat hingegen in den zentralen und südwestlichen Mittelgebirgen, wo örtlich weniger als 125 Stunden zusammenkamen, so der DWD.


Foto: Zwei Kleinkinder bei Herbstanfang (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

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Industriekrise: IG BCE warnt vor Massenentlassungen

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Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Die deutsche Industrie steckt nach Einschätzung des Chefs der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), Michael Vassiliadis, in einer „sehr ernsten Lage“.

Bei den Sendern RTL und ntv warnte IG BCE-Chef Michael Vassiliadis am Montag vor weiterem Stellenabbau. Die „harten Zeiten“ in den Branchen seien längst Realität. Für die kommenden Jahre sei bereits beschlossen, rund 40.000 Arbeitsplätze in der Industrie abzubauen.

Den Grund für die Krise sieht Vassiliadis neben geopolitischen Spannungen, wie dem zunehmend unzuverlässigen Verhalten der USA im Handel, vor allem in hausgemachten Problemen in Europa. „Die Zeiten, in denen Deutschland als Exportweltmeister von einer freien Handelsordnung profitierte, sind vorbei“, sagte Vassiliadis. Europa müsse sich stärker auf seinen Binnenmarkt konzentrieren und neu orientieren.

Besorgt zeigte sich der Gewerkschaftschef auch über die jüngsten Ankündigungen von US-Präsident Donald Trump, 100-prozentige Importzölle auf Pharmaprodukte zu erheben. Dies setze die eng verflochtene deutsche und europäische Industrie massiv unter Druck und könne Produktionsverlagerungen in die USA nach sich ziehen. Vassiliadis kritisierte den Einsatz von Handelspolitik als „Waffe für Interessen“ und forderte eine selbstbewusstere europäische Haltung gegenüber Washington.

Gleichzeitig unterstrich er die Bedeutung einer effizienten und kostengünstigen Transformation insbesondere im Bereich der Energiewende, um weitere Arbeitsplatzverluste zu verhindern. Der kürzlich vorgestellte Monitorbericht zur Energiewende sei eine sachliche Diskussionsgrundlage, doch es brauche mehr Offenheit in der Debatte über Fortschritte und Herausforderungen.

Trotz der ernsten Lage bleibt Vassiliadis vorsichtig optimistisch: „Ich sehe einen Weg, es anders zu machen, ob wir ihn gehen, weiß ich natürlich nicht.“ Die deutsche Industrie stehe großen Herausforderungen gegenüber, doch es gäbe Chancen, wenn die richtigen Reformen entschlossen angepackt würden.


Foto: Chemie-Anlagen (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

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VfB-Vorstand Kasper wechselt zum FC Bayern München

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Stuttgart (dts Nachrichtenagentur) – Der Vorstand für Marketing und Vertrieb des VfB Stuttgart, Rouven Kasper, wird zum 1. Januar 2026 zum FC Bayern München wechseln. Der Aufsichtsrat der VfB Stuttgart 1893 AG habe einer vorzeitigen Vertragsauflösung zugestimmt, teilten die Schwaben am Montag mit.

Kasper gehörte dem VfB-Vorstand seit Januar 2022 an und war maßgeblich für die Neuausrichtung des Clubs im Sponsoring, der Internationalisierung sowie im Marketing und Vertrieb verantwortlich. Zuvor hatte der 43-Jährige bereits als „President Asia“ für den FC Bayern München gearbeitet, zu dem er nun zurückkehren wird.

VfB-Aufsichtsratsvorsitzender Dietmar Allgaier sagte, man habe Kaspers Wunsch entsprochen, da er sich in hohem Maße um den Verein verdient gemacht habe. Kasper selbst erklärte, die Entscheidung sei ihm nicht leichtgefallen, er verlasse seinen Heimatclub jedoch in der Gewissheit, dass der VfB gut für die Zukunft aufgestellt sei.


Foto: Stuttgart-Spieler (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

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Immer mehr Hundertjährige

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Wiesbaden (dts Nachrichtenagentur) – Zum Jahresende 2024 lebten in Deutschland rund 17.900 mindestens Hundertjährige. Die Zahl ist gegenüber dem Jahr 2011 um knapp ein Viertel (+24,0 Prozent) gestiegen, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) Montag mitteilte.

Damals lebten hierzulande gut 14.400 Menschen, die 100 Jahre oder älter waren. Die mindestens Hundertjährigen sind überwiegend Frauen: Ende 2024 betrug ihr Anteil 83,8 Prozent. Im Jahr 2011 war er mit 87,0 Prozent noch etwas höher. Die Lebenserwartung ist langfristig deutlich gestiegen; für Frauen ist sie zudem höher als für Männer.

Auch der Anteil der Altersgruppe 100plus an der Gesamtbevölkerung ist gestiegen. Kamen im Jahr 2011 auf 10.000 Einwohner noch 1,8 Menschen, die 100 Jahre oder älter waren, so waren es 2024 bereits 2,1 Personen.

Hinsichtlich Zahl und Anteil der mindestens Hundertjährigen gibt es regionale Unterschiede. Die meisten Hochbetagten lebten zum Jahresende 2024 in den bevölkerungsreichen Bundesländern Nordrhein-Westfalen (3.900), Bayern (2.400) und Baden-Württemberg (2.300).

Betrachtet man den Anteil der Altersgruppe 100plus an der Gesamtbevölkerung zeigt sich ein anderes Bild: In Hamburg kamen zuletzt 2,9 mindestens Hundertjährige auf 10.000 Einwohner – im Vergleich der Bundesländer der höchste Wert.

Anteilig viele Hochbetagte gab es auch in Sachsen (2,6 je 10.000 Einwohner) und im Saarland (2,5). Die wenigsten mindestens Hundertjährigen gab es gemessen an der Gesamtbevölkerung in Bayern (1,8 je 10.000 Einwohner), Bremen (1,9) und Brandenburg (2,0).

Auch weltweit nehmen Zahl und Anteil der mindestens Hundertjährigen zu, wenn auch auf niedrigerem Niveau als in Deutschland. Kamen im Jahr 2011 weltweit 0,4 mindestens Hundertjährige auf 10.000 Einwohner, so waren es 2024 bereits 0,7 Menschen dieses Alters, wie aus Vorausberechnungen der Vereinten Nationen (UN World Population Prospects) hervorgeht. Danach waren 2024 weltweit mehr als eine halbe Million Menschen (587.000) mindestens 100 Jahre alt, vier Fünftel von ihnen Frauen (81 Prozent). Im Jahr 2011 hatten 303.000 Menschen zu dieser Altersgruppe gehört.

Die meisten mindestens Hundertjährigen gab es 2024 in Japan (121.000), den Vereinigten Staaten (70.000) und China (43.000), so das Bundesamt.


Foto: Seniorin mit Helferin (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

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Lufthansa will 4.000 Stellen bis 2030 abbauen

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Frankfurt am Main (dts Nachrichtenagentur) – Der Lufthansa-Konzern will bis zum Ende des Jahrzehnts 4.000 Stellen abbauen. Der „überwiegende Teil“ davon solle in Deutschland wegfallen, teilte das Unternehmen am Montag mit.

Das solle „in Abstimmung mit den Sozialpartnern“ erfolgen. Der Fokus liege dabei auf den administrativen und nicht den operativen Rollen, hieß es weiter.

Ersetzt werden sollen die Tätigkeiten unter anderem durch Digitalisierung und einen vermehrten Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Außerdem prüfe man, „welche Tätigkeiten zum Beispiel aufgrund von Doppelarbeiten in Zukunft nicht mehr wie bisher erforderlich sein werden“, so der Konzern.

Die Fluggesellschaft hatte sich bislang nicht komplett von der Krise während der Coronapandemie erholen können und liegt in der angebotenen Kapazität und Produktivität noch unter dem Niveau von 2019. Damals hatte der Konzern bereits Zehntausende Stellen gestrichen. Mitte September hatte die Lufthansa schließlich bekannt gegeben, dass zentrale Funktionen ihrer Airlines zusammengeführt werden sollen. So sollen die Flugnetze der Kurz- und Mittelstrecke von Lufthansa, Swiss, Austrian und Brussels Airlines ab Januar 2026 gebündelt gesteuert werden.


Foto: Lufthansa-Flugzeuge (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

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ABDA rügt erneut ausgelassene Honoraranpassung für Apotheken

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Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Nach der Vorstellung der neuen Apothekenreform von Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) verurteilt der Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA), Thomas Preis, die erneut verschobene Anpassung des Apothekenhonorars. „Das stößt bei uns auf absolutes Unverständnis“, sagte Preis der Neuen Osnabrücker Zeitung (Montagausgabe).

Im Koalitionsvertrag wurde eine einmalige Erhöhung des Fixhonorars auf 9,50 Euro als Sofortmaßnahme festgelegt. Dass diese nun zunächst auf das kommende Jahr vertagt und dann erneut geprüft werden solle, verschärfe die ohnehin angespannte wirtschaftliche Lage vieler Apotheken, kritisierte Preis. „Wir werden ja auch nächstes Jahr mit Lohnsteigerungen aufgrund der Mindestlohnerhöhung rechnen“, so der Verbandschef.

Die Politik müsse deshalb dringend handeln, forderte Preis: „Für uns ist das Thema nicht weg. Eine Neuregelung über Verhandlungen mit den Krankenkassen würde viel zu lange dauern, bis sie Wirkung entfaltet. Es ist ganz wichtig, dass wir sofort eine einmalige Erhöhung bekommen.“ Zur Begründung verwies er darauf, dass Apotheken durch die Umsetzung von Rabattverträgen den Krankenkassen jedes Jahr mehr als fünf Milliarden Euro einsparten.


Foto: Logo einer Apotheke (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

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Voigt will Cannabis-Gesetz ohne Evaluation abschaffen

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Erfurt (dts Nachrichtenagentur) – Anlässlich der am heutigen Montag geplanten Vorstellung eines Berichts zur Evaluation des Cannabis-Gesetzes der Ampel-Koalition hat Thüringens Ministerpräsident Mario Voigt (CDU) die Abschaffung des Gesetzes gefordert.

„Das Cannabis-Gesetz war von hinten bis vorne der absolut falsche Weg in der Frage, was Deutschland braucht. Wir tun nicht gut daran, das Gesetz nun im Mikromanagement besser zu machen. Wir sollten vielmehr ernsthaft die Frage stellen, ob dieses Cannabis-Gesetz überhaupt sinnvoll ist für Deutschland“, sagte Voigt den Zeitungen der Mediengruppe Bayern. Bezogen auf die Evaluation sagte er: „Ich brauche keine Evaluation, das Cannabis-Gesetz funktioniert nicht.“

Voigt macht zudem bei den anstehenden Sozialreformen Druck auf die Bundesregierung und Vorschläge für eine Bürgergeld- und Rentenreform. „Bei den großen Sozialstaatsreformen ist eine gründliche Vorbereitung essenziell. Die Kommunen leiden unter explodierenden Sozialausgaben, unter anderem im Bereich der Eingliederungshilfe, die im Bundesteilhabegesetz geregelt ist. Die Ampel-Regierung hat hier falsche Prämissen gesetzt und nun schlagen die Kosten voll durch. Gemeinsam müssen wir bis zum 1. Januar Reformen in verschiedenen Bereichen vorgelegen. Das heißt: Arbeitskosten runter, Energie bezahlbar machen und Bürokratierückbau. In diesen Bereichen braucht es klare Ergebnisse. Das darf nicht auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben werden“, sagte Voigt den Zeitungen der Mediengruppe Bayern.

Mit Blick auf die Mietkostenübernahme bei Bürgergeldempfängern durch den Staat hält Voigt einen Mietendeckel für denkbar. Bei den Mietkosten sorge das Bürgergeld für Unverständnis, weil hohe Mieten „ohne klare Grenzen“ erstattet würden. „Es braucht deshalb verbindliche Regeln – da kann man über einen festen Mietendeckel und klare Vorgaben für die Wohnungsgröße reden. Nur so verhindern wir, dass es zu Ungerechtigkeiten kommt und stärken zugleich die Akzeptanz des Systems“, sagte der CDU-Politiker. Die Jobcenter der Städte legen derzeit meist eigene Obergrenzen fest.

Im Rahmen einer Rentenreform will Voigt auch über die von der Ampel geplante Aktienrente sprechen. „Wir brauchen mehr Breite bei der Altersvorsorge. Klar ist: Allein das staatliche Rentensystem wird in Zukunft nicht ausreichen. Deshalb brauchen wir eine Kombination – private Vorsorge, betriebliche Modelle und auch neue Wege wie eine Aktienrente. Viele Länder zeigen, dass so Stabilität entsteht.“


Foto: Mario Voigt (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

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Umfrage: Mehrheit noch nicht mit E-Patientenakte beschäftigt

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Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Kurz vor dem Start der verpflichtenden Nutzung der elektronischen Patientenakte (ePA) zeigt eine neue Umfrage im Auftrag des AOK-Bundesverbands Nachholbedarf mit Blick auf die Bekanntheit des Angebots. Der Forsa-Befragung zufolge, über die die Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Montagausgaben) berichten, sind Versicherte, die seit Januar 2025 in ärztlicher Behandlung waren, bisher kaum mit dem Thema elektronische Patientenakte in Berührung gekommen.

84 Prozent der Menschen mit einem Arztbesuch im laufenden Jahr geben an, dass die ePA in der Arztpraxis bisher kein Thema gewesen sei. 9 Prozent berichten, dass sie schon vom Arzt oder Praxisangestellten darauf angesprochen worden seien, 6 Prozent haben das Thema ePA selbst angesprochen.

Das Interesse der gesetzlich Versicherten an der Nutzung der ePA ist aber der Befragung zufolge groß. 88 Prozent der gesetzlich Versicherten geben an, Interesse daran zu haben, über ihre elektronische Patientenakte künftig Gesundheitsdaten wie beispielsweise Arztbriefe oder Laborbefunde einzusehen.

Etwas weniger ausgeprägt ist das Interesse daran, in Zukunft selbst Dokumente in der eigenen ePA zu speichern und seinen Ärzten zugänglich zu machen: 63 Prozent stimmen hier in der aktuellen Befragung eindeutig oder eher zu, 18 Prozent äußern sich ablehnend.

Für die Forsa-Befragung sind laut AOK vom 18. August bis zum 4. September 2025 insgesamt 8.509 gesetzlich versicherte Personen ab 18 Jahren befragt worden.

Die ePA soll für rund 70 Millionen gesetzlich Versicherte als digitaler Speicher für Gesundheitsdaten dienen. Seit Frühjahr konnten Ärzte auf freiwilliger Basis Befunde einstellen. Ab 1. Oktober ist die Nutzung in Praxen, Kliniken und Apotheken verpflichtend. Allerdings gab es zuletzt auch Berichte, wonach die notwendige technische Ausstattung noch nicht in allen Praxen verfügbar sei.

Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) kritisierte dies. „Mit dem 1. Oktober beginnt die Pflicht zur Befüllung der ePA für Leistungserbringer, zum 1. Januar 2026 stellen wir die elektronische Patientenakte scharf“, sagte sie den Funke-Blättern. Dann griffen Sanktionen für Ärzte. „Der Gesetzgeber hat großzügige Fristen eingeräumt, um ausreichend Zeit für die Anpassung zu geben“, so Warken.

Der Ministerin zufolge ist auch ein Großteil der Praxen und Krankenhäuser bereits angebunden. „Nun sollten schnellstmöglich die technischen Grundlagen geschaffen werden, damit die ePA flächendeckend befüllt werden kann. Wir sehen, dass die ePA als zentraler Baustein hin zu mehr Digitalisierung des Gesundheitswesen immer breiter zum Einsatz kommt“, sagte die CDU-Politikerin weiter.

Der Gesundheitsökonom Wolfgang Greiner sagte, es sei nötig, die ePA noch bekannter zu machen und über den Nutzen der ePA breit aufzuklären. „Anders als beim Online-Banking wird das kein Selbstläufer sein, da der Nutzen im Alltagsleben der Menschen nicht ganz so offensichtlich ist“, sagte Greiner den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

Aufklärung sei auch notwendig über die Möglichkeit, einzelne Informationen oder Dokumente in der ePA zu löschen. Greiner warnte aber auch davor, zu vorschnell tätig zu werden. „Nicht immer überblicken Patienten die Konsequenzen, wenn sie solche Löschungen vornehmen, wenn zum Beispiel Wechselwirkungen von Arzneimitteln nicht mehr vollständig entdeckt werden können“, erklärte der Wissenschaftler, der an der Universität Bielefeld lehrt.

Greiner verlangte, perspektivisch sollten auch Gesundheitsdaten der Versicherten selbst in der ePA Berücksichtigung finden. „Informationen der Patienten wie beispielweise die Dokumentation von Blutzucker- oder Blutdruckwerten sowie Daten aus Gesundheits-Apps bzw. Wearables können den Behandlungsprozess wesentlich unterstützen.“ Damit Patienten von der zur Verfügungstellung ihrer selbst generierten Gesundheitsdaten profitieren könnten, „sollte eine standardisierte und strukturierte Dokumentation von solchen Daten perspektivisch in der ePA erfolgen“, sagte er.

Darüber hinaus sollten auch Erklärungen der Versicherten zur Organ- und Gewebespende sowie Hinweise der Versicherten auf das Vorhandensein und den Aufbewahrungsort von Vorsorgevollmachten oder Patientenverfügungen im digitalen Gesundheitsspeicher zu finden sein, forderte Greiner.

Die Bundesdatenschutzbeauftragte Louisa Specht-Riemenschneider forderte ebenfalls weitere Optimierungen, beispielsweise beim Rechtemanagement der Versicherten, wie sie den Zeitungen der Funke-Mediengruppe sagte. Datenschutzpolitisch würde sie sich hierbei noch mehr Einstellungsmöglichkeiten wünschen.

„Zwar sind nach SGB V bereits vielfältige Widerspruchsmöglichkeiten vorgesehen, die die Versicherten wahrnehmen können. Eine dokumentengenaue Einstellungsmöglichkeit wäre aber wünschenswert“, so Specht-Riemenschneider. Grundsätzlich, erklärte die Datenschützerin, werde sie weitere Ausbaustufen der ePA genau analysieren und die Verantwortlichen bei der Umsetzung der ePA beraten, sodass es gar nicht erst zu Datenschutzverstößen kommt.

Der Chaos Computer Club (CCC) hatte Ende des vergangen Jahres Sicherheitslücken aufgedeckt, die mittlerweile behoben sind.


Foto: Patient mit Infusionsständer (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

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