Samstag, Dezember 20, 2025
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Nato: Trump fordert fünf Prozent des BIP für Verteidigung

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Palm Beach (dts Nachrichtenagentur) – Der designierte US-Präsident Donald Trump hat eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben der Nato-Mitgliedsstaaten auf fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts gefordert. „Es sollten fünf Prozent sein“, sagte Trump bei einer Pressekonferenz in seinem Privatanwesen Mar-a-Lago in Palm Beam am Dienstag. „Sie können es sich alle leisten.“

Zwei Prozent würden nicht ausreichen. Länder mit einem regulären Militär bräuchten vier Prozent, so Trump.

Die anderen Nato-Staaten befänden sich auf gefährlichem Terrain. „Ob Ihnen das nun gefällt oder nicht, Europa ist viel stärker betroffen als die Vereinigten Staaten“, sagte der künftige US-Präsident. „Zwischen uns liegt doch der Ozean, oder? Warum zahlen wir Milliarden und Abermilliarden von Dollar mehr Geld als Europa?“ Die europäischen Staaten hätten gemeinsam eine ähnlich große Wirtschaft wie die USA und dennoch zahle Europa nur einen „Bruchteil“ der Summe der Vereinigten Staaten, so Trump.

2023 hatte die USA einen Anteil von 67 Prozent an der Summe der Verteidigungsausgaben der Nato-Länder. Der Anteil der USA am aufsummierten BIP der Nato-Länder beträgt dagegen 53 Prozent.


Foto: Donald Trump (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

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Vertrauen in politische Institutionen weiter gesunken

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Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Das Vertrauen der Bevölkerung in politische Institutionen hat im Vergleich zum Jahr 2020 nachgelassen. Das zeigt eine aktuelle Befragung von 4.004 Menschen durch das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag von RTL und ntv.

So gaben nur 22 Prozent der Befragten an, dass sie Vertrauen in den Bundeskanzler haben. Im Jahr 2020 waren es noch 75 Prozent. Der gesamten Bundesregierung vertrauen ebenfalls nur 22 Prozent, das bedeutet ein Minus von 41 Prozentpunkten im Vergleich zu 2020. Der Bundestag genießt bei 34 Prozent der Befragten Vertrauen, ein Verlust von 20 Prozentpunkten gegenüber 2020.

Die Landesregierungen (45 Prozent, minus 15 Prozentpunkte), Gewerkschaften (47 Prozent, plus 4 Prozentpunkte) und Bürgermeister (47 Prozent, minus 11 Prozentpunkte) schneiden dagegen besser ab. Dem Bundespräsidenten schenken 61 Prozent ihr Vertrauen, das sind 15 Prozentpunkte weniger als 2020.

Größeres Vertrauen haben die Bundesbürger mit 81 Prozent zur Berufsgruppe der Ärzte (minus 4 Prozentpunkte im Vergleich zu 2020) und zur Polizei. Es folgt mit 78 Prozent das Bundesverfassungsgericht. Der Bundeswehr vertrauen 57 Prozent der Befragten. Damit kann diese Institution den größten Vertrauenszugewinn verzeichnen, ein Plus von 7 Prozentpunkten im Vergleich zu 2020.


Foto: Deutscher Bundestag (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

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Frankreichs Europaminister kritisiert Musks Äußerungen

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Paris (dts Nachrichtenagentur) – Frankreichs Europaminister Benjamin Haddad hat die Einmischung von Elon Musk in den deutschen Wahlkampf scharf kritisiert. „Frankreich ist solidarisch mit seinen deutschen Freunden“, sagte Haddad dem „Handelsblatt“ (Mittwochausgabe).

Musks Äußerungen würden „Wachsamkeit“ erfordern. „Ein so mächtiger privater Akteur, egal was seine Nationalität oder seine Einstellung ist, kann sich nicht auf derart direkte Weise in die internen Angelegenheiten von souveränen Ländern einmischen“, sagte Haddad.

Das Vorgehen von Musk zeige, dass die europäischen Demokratien ihre „Naivität“ ablegen und ihre eigene Tech-Branche stärken müssten. „Um unsere Souveränität und unsere Institutionen zu verteidigen, braucht es europäische Champions“, erklärte der liberale Politiker. Europa sei in diesem Bereich zu sehr von „ausländischen Akteuren, ihrer strategischen Agenda und ihren Werten“ abhängig. Anstatt eine „digitale und industrielle Kolonie der USA“ zu werden, müssten „die Bedingungen für die Entstehung von europäischen Musks“ geschaffen werden, so Haddad.


Foto: Fahnen von Deutschland, Frankreich und der EU (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

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Ökonomen erwarten Trendwende in der Baubranche

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Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Die Bauwirtschaft steht offenbar vor einer Trendwende. Nach fünf rückläufigen Jahren wird 2026 das preisbereinigte Bauvolumen voraussichtlich um zwei Prozent wachsen, wie aus einer neuen Analyse des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervorgeht, über die der „Spiegel“ berichtet. Für 2024 wird zunächst noch ein Minus von fast vier Prozent erwartet, für 2025 ein Rückgang von knapp einem Prozent.

„Wir werden 2026 nach wirklich vier schweren Jahren wieder positive Zahlen im Bauvolumen sehen“, sagte Studienautor Martin Gornig dem Nachrichtenmagazin. Schon in diesem Jahr beginnt sich die Lage demnach zu stabilisieren. Dies führen Gornig und seine Kollegen vor allem auf die zuletzt leicht gesunkenen Zinsen zurück, die das Bauen günstiger machen. Die Ökonomen erwarten zudem, dass sich Mitte dieses Jahres die Konjunktur erholen wird, dann könnten die aktuell erhöhten Ersparnisse wieder vermehrt ausgegeben und neue Wohnbauprojekte angestoßen werden, die dann 2026 realisiert werden.

„Mit der Wiederbelebung der Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte, einer Stabilisierung des Arbeitsmarktes und einem stabilen Zinsniveau dürften Haushalte wieder zuversichtlicher in die Zukunft schauen und vermehrt in Neubauprojekte investieren“, heißt es in der Studie. Im Jahr 2026 dürfte demnach der Wohnungsneubau dann umso kräftiger zulegen, weil viele Projekte aufgrund der aktuell schwachen Kapazitätsauslastung schneller umgesetzt werden können. Das Wachstum wird der Studie zufolge allerdings im Tiefbau am größten sein, weil viele große Infrastrukturmaßnahmen sowie Bauprojekte in der Energiewende und im Breitbandausbau trotz Krise umgesetzt werden.

Doch auch wenn das Bauvolumen im kommenden Jahr wieder wächst, reicht das bei Weitem nicht, um die Krise der vergangenen Jahre wettzumachen. Das Volumen wird dem DIW zufolge im kommenden Jahr immer noch gut sieben Prozent unter dem Spitzenwert von 2021 liegen. Beim Wohnungsneubau ist die Lage noch dramatischer: Dort dürfte das Volumen auch 2026 noch um rund 25 Prozent unter dem Niveau von 2021 liegen. „Der positive Ausblick darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die vergangenen Jahre eine riesige Lücke zwischen Baubedarf und Bauleistung gerissen haben“, sagte DIW-Forscher Gornig.

Er und seine Kollegen sprechen sich daher für ein Sofortprogramm für den sozialen Wohnungsbau aus. In diesem sollten gezielt Kommunen mit angespannten Wohnungsmärkten mehr Bundesmittel erhalten. Dafür müsse auch der rechtliche Rahmen für eine beschleunigte Umsetzung auf Bundesebene geschaffen werden.


Foto: Baustelle am Münchner Hauptbahnhof, via dts Nachrichtenagentur

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Hofreiter kritisiert Söders Anti-Grünen-Kurs

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Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Der bayerische Grünen-Bundestagsabgeordnete Anton Hofreiter kritisiert die erneuten Warnungen des CSU-Vorsitzenden Markus Söder vor einer schwarz-grünen Koalition nach der Bundestagswahl. Am Ende entschieden immer noch die Wähler, welche Regierungskonstellation an die Macht komme, sagte Hofreiter dem „Spiegel“.

„Söders ständiges Ausschließen von Koalitionsoptionen ist ein gefährliches Spiel.“ Der CSU-Politiker ignoriere damit „den Wählerwillen und stärkt die Rechtsextremen“. Ein Blick nach Österreich zeige, was passiere, „wenn die demokratischen Parteien zu keinen Einigungen mehr bereit sind“, so der Vorsitzende des Europaausschusses im Bundestag.

Zugleich kritisierte Hofreiter den Beschluss der CSU, grundlastfähige Kraftwerke zur Energieversorgung bauen zu wollen. Damit zwinge die CSU Deutschland und Europa erneut in gefährliche Abhängigkeiten. „Ökonomisch wird sich das nur mit billigen fossilen Brennstoffen aus Russland rechnen. Stattdessen müssen wir mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energien für eine stabile und unabhängige Strom- und Wärmeversorgung sorgen“, so Hofreiter.

CSU-Chef Söder hatte am Montag zum Auftakt der dreitägigen Klausurtagung der CSU-Landesgruppe im bayerischen Seeon erklärt, ein „echter Politik- und Regierungswechsel“ sei mit den Grünen nicht möglich. Die deutsche Bürgerschaft denke „konservativer denn je“, bekomme aber „immer linkere Regierungen“. Er habe „keine Lust, dass wir am Ende Steigbügelhalter werden für irgendwelche Populisten“, merkte der CSU-Chef mit Blick auf das Nachbarland Österreich an, in dem die FPÖ den Auftrag zur Regierungsbildung erhalten hat.


Foto: Anton Hofreiter (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

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Debatte um Böllerverbot geht weiter

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Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Nach den Ausschreitungen, Attacken und zahlreichen Verletzten in der Silvesternacht geht die Diskussion um ein Böllerverbot weiter. Die brandenburgische Innenministerin Katrin Lange (SPD) bekräftigte am Dienstag im RBB-Inforadio, dass sie ein generelles Verbot ablehne.

Sie sei „nicht dafür, allen etwas zu untersagen, nur weil einige sich nicht an die Regeln und die Gebote der Vorsicht halten“. Es handele sich dabei um ein Problem, das ganz andere Ursachen habe. Bei einem sachgemäßen Umgang mit zugelassenem Feuerwerk sei es „fast auszuschließen, dass etwas passiert.“

Worum es stattdessen gehe, sei die fahrlässige Handhabung von Feuerwerk, „dessen Gebrauch für Private zum Teil bereits heute verboten ist“, zum Beispiel von sogenannten Kugelbomben. Zum anderen müsste die Justiz härter gegen jene durchgreifen, die aus Spaß Einsatzkräfte und Mitmenschen mit Pyrotechnik angreifen. Das sei kein Problem des Feuerwerks, das sei das Problem dieser Tätergruppe.

„Leute, die gezielt auf andere Menschen Feuerwerkskörper abfeuern, sind auch keine Feiernden, sondern Verbrecher, und gehören meines Erachtens in den Knast“, so Lange.


Foto: Feuerwerksverkauf (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

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Linke fordert Bekenntnis zur Lohnfortzahlung im Krankheitsfall

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Berlin (dts Nachrichtenagentur) – In der Debatte über eine Streichung der Lohnfortzahlung bei Krankheitstagen ruft Linksparteichef Jan van Aken die Kanzlerkandidaten von SPD, Union und Grünen zu einem Bekenntnis zum Erhalt des Instruments auf.

Sie müssten „öffentlich und unmissverständlich klarstellen, dass Sie in einer künftigen Bundesregierung dieser Forderung eine klare Absage erteilen werden“, heißt es in einem Schreiben van Akens an Olaf Scholz, Friedrich Merz und Robert Habeck, über das die „Rheinische Post“ (Mittwochsausgabe) berichtet. Darin heißt es weiter, die von Allianz-Chef Oliver Bäte erhobene Forderung schüre bereits jetzt Verunsicherung unter den Beschäftigten „und sie ist eindeutig nicht geeignet, am hohen Krankenstand etwas zum Besseren zu verändern“.

Die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall sei ein wichtiger Bestandteil des Arbeitnehmerschutzes. Eine Einschränkung dieses Rechts würde nicht nur die finanzielle Sicherheit vieler Beschäftigter gefährden, sondern auch dazu führen, dass noch mehr Kollegen „aus Angst vor Einkommensverlusten krank zur Arbeit erscheinen“, so van Aken. Das schade der Gesundheit aller Beteiligten und langfristig auch der wirtschaftlichen Produktivität.

Stattdessen könne der Krankenstand nachhaltig gesenkt werden, etwa durch bessere Arbeitsbedingungen, eine bessere Entlohnung sowie „eine Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie“. Parteiübergreifend sollten die demokratischen Parteien im nächsten Bundestag daher ein bundesweites „Bündnis für Gute Arbeit“ ins Leben rufen, heißt es in dem Schreiben weiter. „Im Interesse der Millionen von Beschäftigten hoffe ich in diesem Sinne, dass Sie sich zeitnah und deutlich gegen jede Einschränkung der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall aussprechen“, so van Aken.


Foto: Behandlungszimmer beim Arzt (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

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EU-Arbeitslosenquote stagniert

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Luxemburg (dts Nachrichtenagentur) – Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote im Euroraum hat im November 2024 wie im Vormonat bei 6,3 Prozent gelegen. Im Vergleich zum November 2023 (6,5 Prozent) war dies ein Rückgang um 0,2 Punkte, teilte EU-Statistikamt Eurostat am Dienstag mit.

In der gesamten EU lag die Arbeitslosenquote im November bei 5,9 Prozent, ebenfalls unverändert gegenüber Oktober und ein Rückgang gegenüber 6,1 Prozent im November 2023. Gemäß Schätzungen von Eurostat waren im November 2024 in der EU 12,968 Millionen Personen arbeitslos, davon 10,819 Millionen im Euroraum.

Insgesamt 3,013 Millionen Personen unter 25 Jahren waren zudem im elften Monat des Jahres in der EU arbeitslos, davon 2,423 Millionen im Euroraum. Im selben Monat lag die Jugendarbeitslosenquote in der EU bei 15,3 Prozent, ein Anstieg gegenüber 15,2 Prozent im Oktober 2024, und im Euroraum bei 15,0 Prozent, unverändert gegenüber dem Vormonat.

Die Arbeitslosenquote für Frauen in der EU lag bei 6,1 Prozent, unverändert gegenüber dem Vormonat, und die Arbeitslosenquote für Männer bei 5,7 Prozent, ebenfalls unverändert gegenüber Oktober 2024. Im Euroraum lag die Arbeitslosenquote für Frauen bei 6,5 Prozent und die Arbeitslosenquote für Männer bei 6,1 Prozent, beide unverändert gegenüber Oktober 2024.

Die höchste saisonbereinigte Arbeitslosenquote in der EU hatte im November 2024 Spanien mit 11,2 Prozent. Die niedrigste Tschechien mit 2,8 Prozent.


Foto: Bundesagentur für Arbeit (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

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Inflation im Euroraum zieht im Dezember weiter an

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Luxemburg (dts Nachrichtenagentur) – Die jährliche Inflation im Euroraum ist im Dezember 2024 weiter angezogen. Sie wird auf 2,4 Prozent geschätzt, nach 2,2 Prozent im November, teilte die EU-Statistikbehörde Eurostat am Dienstag mit. Gegenüber dem Vormonat kletterten die Preise um 0,4 Prozent.

Die als „Kerninflation“ bezeichnete Teuerung, also der Preisanstieg ohne Energie, Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak, lag im Dezember wie im Vormonat bei 2,7 Prozent. Diese „Kernrate“ wird von der EZB ganz besonders in den Blick genommen in Bezug auf ihr Ziel, eine Teuerung von zwei Prozent zu erreichen.

Im Hinblick auf die Hauptkomponenten der Inflation im Euroraum wird erwartet, dass „Dienstleistungen“ im Dezember die höchste jährliche Rate aufweist (4,0 Prozent, gegenüber 3,9 Prozent im November), gefolgt von „Lebensmitteln, Alkohol und Tabak“ (2,7 Prozent, unverändert gegenüber November), „Industriegütern ohne Energie“ (0,5 Prozent, gegenüber 0,6 Prozent im November) und „Energie“ (0,1 Prozent, gegenüber -2,0 Prozent im November).

Die höchste Inflationsrate misst Eurostat in Kroatien mit 4,5 Prozent, dicht gefolgt von Belgien mit 4,4 Prozent. In Irland liegt sie der Statistikbehörde zufolge dagegen nur bei 1,0 Prozent. Für Deutschland berechnet Eurostat die Inflationsrate mit 2,8 Prozent, wobei eine andere Methode verwendet wird als vom Statistischen Bundesamt, welches am Vortag eine Teuerungsrate von 2,6 Prozent gemeldet hatte.


Foto: Geldautomaten in Kroatien (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

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Denkst du manchmal über dein Leben nach?

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lebensgeschichte Beate Fischer ist Expertin für maßgeschneiderte Texte und Freude am Schreiben

Schau zurück – und finde deinen Weg nach vorn

Denkst du manchmal über dein Leben nach? Dann betreibst du damit eine Art Biografiearbeit. Das kann herausfordernd sein. Aber es kann ebenso sinn- und lustvoll sein. Ein kreatives Tun, das dich dir selbst, deinen Erfahrungen und Erlebnissen, deinen Wünschen, Träumen und Zielen näherbringt. Besonders hilfreich ist die ressourcenorientierte Biografiearbeit, denn sie bleibt nicht beim Erinnern stehen, sie bringt dich voran. Sie schenkt dir Einblicke in Schätze und Kraftquellen aus deiner Vergangenheit, die du nutzen kannst, um deine Gegenwart und deine Zukunft positiv zu gestalten.

Warum Erinnerungen lebendig bleiben

Manche Erinnerungen verblassen schnell, andere tauchen auch nach Jahrzehnten immer wieder in uns auf. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Besonders gut bleiben uns Ereignisse im Gedächtnis, die wir als einmalig oder besonders wichtig erleben. Ich bin zum Beispiel wegen Schnee und Glatteis zu spät zu einer Abitur-Prüfung gekommen. Die Busse fuhren nicht. Ich bin durch den ganzen Ort gerannt, um jemanden zu finden, der sich zutraut, mich bei diesen Verkehrsverhältnissen in die rund sechs Kilometer entfernte Kleinstadt zu fahren. Am Ende hat es geklappt. Ich durfte trotz meiner Verspätung meine Chemie-Prüfung schreiben. Noch heute steht mir die Szene lebhaft vor Augen. Das hat mit dem zweiten Grund zu tun: starke Emotionen.

Ich war zuerst aufgewühlt, nervös, panisch, dann erleichtert und freudig erregt. Alles Gefühle, die dazu beitragen, dass sich etwas tief einprägt. Ich gab dem Erlebnis einen symbolischen Wert und das ist ein weiterer Grund, dass ich mich immer wieder daran erinnere. Die Situation wurde für mich zum Symbol dafür, dass Ausdauer und Einfallsreichtum mich weiterbringen und dass mein Netzwerk stark und tragfähig ist.

Biografiearbeit mit Sinnen, Herz und Verstand

Wenn du dich mit deiner Lebensgeschichte beschäftigst, hat das kognitive, emotionale und körperliche Dimensionen. Das heißt, du erinnerst dich nicht nur mit Hilfe deines Verstandes, sondern du fühlst auch und nimmst sinnlich wahr. Diese Wahrnehmungen können sich über den Körper ausdrücken, in der Haltung, der Mimik und der Gestik. Ich rieche Zimt und lächle, weil ich diesen Geruch liebe und ihn mit Geborgenheit verbinde. Ein großer Hund rennt auf mich zu, ich hebe abwehrend die Hände, weil ich mit einer solchen Situation schlechte Erfahrungen gemacht habe.

Genau hier setzt die Biografiearbeit an. Sie fragt: Welche Bedeutungen und Auswirkungen haben bestimmte Ereignisse für einen Menschen auf all diesen Ebenen? Welche Stärken können Menschen daraus entwickeln?

Es kommt auf deine Bewertung an

Du nimmst deine Lebensgeschichte rückwirkend wahr und interpretierst sie. Sie ändert und entwickelt sich ständig, weil sich bei jedem Rückblick deine Sicht darauf ändert oder ändern kann. Deine Sicht ändert sich, weil dein Leben weitergeht und weil du neues Wissen, neue Emotionen und Wahrnehmungen verinnerlichst. Ich habe beispielsweise gelernt, dass nicht jeder Hund, der auf mich zu rennt, böse Absichten hat.

Deshalb ist es möglich, ein negatives Ereignis aus der Vergangenheit im Rückblick umzudeuten. Wichtig ist hierbei, dass Biografiearbeit keine Therapie ist und bei traumatischen Erlebnissen höchstens ein begleitendes Angebot sein kann.

Ob du eine Erinnerung im Rückblick negativ oder positiv siehst, hängt letztendlich nicht vom objektiv Erlebten ab, sondern von deiner Bewertung. Hilfreich ist, die Vergangenheit aus einer anderen Perspektive zu betrachten und sie neu zu bewerten. In der Psychologie wird dieser Ansatz „Reframing“ genannt: Der Sache wird ein neuer Rahmen gegeben. In der Biografiearbeit sagen wir häufig: Wir suchen das Gute im Schlechten.

Du bist mit einem gebrochenen Bein zu Hause gesessen und hast eine wichtige Dienstreise verpasst? Erst mal nicht schön. Aber vielleicht hast du in dieser Zeit ein spannendes Buch gelesen, das dein Leben verändert hat. Oder du hattest endlich die Gelegenheit, dich intensiv mit deinen Zukunftsplänen zu beschäftigen.

Wenn du Kraftquellen suchst, kannst du dich beispielsweise fragen: Bereichert mich etwas Vergangenes, das ich bisher negativ bewerte, in der Gegenwart? Welche „Superkräfte“ habe ich durch ein belastendes Erlebnis – einen Unfall, eine Trennung, eine Entlassung – gewonnen? Vielleicht hast du gelernt, nicht aufzugeben. Vielleicht hast du erfahren, auf welche Menschen du dich verlassen kannst. Vielleicht hast du gespürt, wie selbstbewusst dich das Erlebnis gemacht hat.

Positive Superkräfte

Doch nicht nur negativ bewertete Ereignisse können dir im Nachhinein Superkräfte schenken. Einfacher ist es, Stärke aus schönen Erlebnissen zu ziehen. Wenn du dich mit deiner Lebensgeschichte auseinandersetzt, kannst du herausfinden, was dir guttut und was dich aufbaut, welche Art Menschen du um dich haben willst, was du selbst kannst und wobei du Unterstützung brauchst.
All diese Superkräfte kannst du dir durch Reflektion, aber auch durch die spielerische und kreative Beschäftigung mit deiner Lebensgeschichte bewusst machen. Mit Geschichten und Gedichten, Zeichnungen und Collagen, Erzählungen und Austausch, Rollenspielen und sinnlichen Anregungen vom Essen und Trinken über kreatives Gestalten bis zu Körper- und Naturerlebnissen.

Egal, wie alt du bist. Denn schon Kindern kann ihre Lebensgeschichte Stärke schenken.

Fotografin: Denise Claus

Autor:
Beate Fischer ist Expertin für maßgeschneiderte Texte und Freude am Schreiben. Sie unterstützt und begleitet Menschen als Biografin und Trainerin für Biografiearbeit, Texterin und Autorin, freie Lektorin und Journalistin, Schreibcoach und Schreibpädagogin – und als Mensch.

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.