Donnerstag, Dezember 5, 2024
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Zeig mir deinen Vortrag und ich sag‘ Dir, wer Du bist

Von Bühnenprofi bis verkopfter Nerd: Diplom-Dolmetscherin Cátia Kroll Taliani nimmt verschiedene Redner-Typen unter die Lupe und gibt Handlungsempfehlungen

Vortragsstile unterscheiden sich wie die Menschen dahinter. Dennoch lassen sich Bühnenredner:innen anhand ihres Präsentationsstils und ihrer Persönlichkeitsmerkmale typologisieren. Cátia Kroll Taliani betrachtet die sieben häufigsten Erscheinungsformen und zeigt Änderungspotenziale auf.

Die Enthusiastischen
Auf der Bühne blühen sie auf – engagierte Vortragende beherrschen die Kunst des freien Sprechens und versprühen maximale Energie und Begeisterung. Ihre Bühnenpräsenz verstärken eine ausdrucksvolle Gestik und Mimik. Schnelles Sprechtempo, häufiges Wechseln von Tonlage und Lautstärke und eine überbordende Körpersprache lenken dabei ungewollt von Präsentationsinhalten ab. Dem beugen Redner:innen vor, indem sie ihr Publikum beobachten und sich punktuell in Zurückhaltung üben.

Die Analytischen
Sie wollen ihre Zuhörer:innen mit knallharten Fakten überzeugen und pflegen einen hohen Genauigkeitsanspruch an sich selbst. Die Präsentationsfolien von Analytiker:innen folgen einem systematischen und aus ihrer Sicht logischen Aufbau – detailliert und faktenorientiert. Von ihren Zuhörer:innen erwarten solche Redner:innen, komplexe Zusammenhänge mühelos zu durchdringen und muten ihnen große Informationsmengen in kurzer Zeit zu. Besser: den Vortrag entzerren und auf die wesentlichen Sachverhalte berufen.

Die Geschichtenerzählenden
Kurze Anekdoten schlagen Brücken zwischen Theorie und anschaulicher Praxis. Sie würzen Vorträge mit der nötigen Prise Emotionen und erwecken Aufmerksamkeit durch anrührenden und bildhaften Sprachgebrauch. Einige Vortragende mutieren dabei zu Geschichtenerzähler:innen und verlieren die Balance zwischen faktenbasierter Präsentation und Komödie. Zu viele Metaphern verwirren das Auditorium. Um Missverständnisse zu vermeiden, setzen Sprecher:innen illustrative Ausdrücke wohldosiert ein.

Die Präzisen
Wo den einen der rote Faden entgleitet, halten die anderen verbissen daran fest. Akribisch hangelt sich dieser Vortragstyp am strikten Ablaufplan seines Vortrags entlang. Flexibilität? Fehlanzeige! Durch präzise und oft technische Begriffe hält Monotonie Einzug in die Präsentation. Sprachliche Vielfalt, Rhythmik und lebendige Körpersprache schaffen einen Ausgleich und sorgen für Abwechslung.

Die Spontanen
Frei sprechen mit dem Herz auf der Zunge! Spontane Referent:innen folgen keinem Skript, improvisieren viel und reagieren wendig auf die Zuschauer:innen sowie unerwartete Situationen. Häufige Interaktionen und Publikumsbeteiligungen gehören zu ihrem Standardrepertoire. Daraus ergeben sich unerwartete Themenwechsel und unvorhersehbare Inhalte. Um die Menschen vor der Bühne garantiert mitzunehmen, sollten Vortragende den Programmablauf im Blick behalten.

Die Visualisierenden
Überfrachtete Folien, grelle Farbeffekte und Bullet-Point-Exzesse: Viele Sprecher:innen möchten Referatsinhalte visuell sinnvoll unterstützen – dabei überfordern sie ihre Zuschauer:innen mit vollgepackten PowerPoint-Präsentationen. Weniger ist in diesem Fall mehr. Maximal drei Kernaussagen pro Folie, passend illustriert, erzielen größtmögliche Aufmerksamkeit beim Publikum. Der Rest passiert auf der Tonspur.

Die Humorvollen
Witze in die Präsentation einzuflechten, sichert das Interesse des Auditoriums. Launige Redner:innen zeichnet ein leichter und unterhaltsamer Vortragsstil aus. Der Casus knacksus: Es besteht das Risiko, dass Menschen vor dem Hintergrund kultureller Unterschiede Komik als Ausgrenzung empfinden. Politisch unkorrekte Witze sind deshalb tabu und Referent:innen dazu angehalten, die Wirkung ihres Humors vorab kritisch zu hinterfragen.

Wirksame Tools
Klar aufgebaut und strukturiert, bestenfalls gegliedert in Einleitung, Hauptteil und Schluss; so schaut das Grundgerüst einer gelungenen Präsentation aus. Visuelle Hilfsmittel wie Folien und Grafiken unterstreichen Gesagtes und veranschaulichen komplexe Informationen und Hintergründe. Begleiten Dolmetscher:innen den Vortrag? Unter diesen Umständen verzichten Sprecher:innen nach Möglichkeit auf Videos und Animationen. Diese sind als zusätzliche Sub-Ebene schwer zu übersetzen. Der optimale Vortrag vermeidet außerdem Fließtext auf PowerPoint-Folien und arbeitet mit Stichwörtern. Das erleichtert der Zuhörerschaft und den Sprachexpert:innen gleichermaßen das Mitlesen und Verstehen.
Ein eingängiger Sprachstil und einfacher Satzbau tragen genauso zum Verständnis bei, wie bewusst gesetzte Pausen, die dem Publikum Zeit zum Nachdenken schenken und das Hautaugenmerk auf relevante Inhalte legen. Dazu zählt, rhetorische Stilmittel punktuell einzusetzen. Körpersprache und Minenspiel pointieren gezielt Aussagen, während die Stimme in Lautstärke und Tonlage variiert und dem Vortrag Leben einhaucht. Ein angenehmes Sprechtempo gewährleistet qualitativ hochwertige Verdolmetschungen und eine gute Aufnahmefähigkeit auf Seiten der Zuhörer:innen.

Bild:Kroll Languages unsplash (c)Teemu Paananen

Quelle:Borgmeier Public Relations

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