Mittwoch, November 27, 2024
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Harris vs. Trump: Wahlen und Wallstreet

Die US-Wahlen rücken näher. Während sich Kamala Harris und Donald Trump medienwirksam in TV-Duellen gegenüberstehen, scheint immer unklarer, wer das Rennen ins Weiße Haus machen wird. Gerade bei wirtschaftlichen Fragen gibt es zwischen den beiden Kandidaten erhebliche Differenzen, etwa bei Marktregulierung, Steuern, Außenwirtschaft und Klimaschutz. Welche Auswirkungen ein Sieg von Harris oder Trump hätte und wie sich das jeweilige Szenario auf die Aktienmärkte auswirken könnte, analysiert Axel Brosey, Senior Fund Manager der LAIQON Gruppe in seinem Marktkommentar.

Der Ausgang der US-Wahl ist weiter völlig offen. Laut Umfragen konnte sich bisher weder Kamala Harris noch Donald Trump in den wichtigen „Swing States“ – wie etwa Arizona, Georgia oder Nevada – klar absetzen. Die Mehrheiten in diesen Staaten sind hauchdünn und wechseln regelmäßig. Klarer ist hingegen, welche wirtschaftlichen Zielsetzungen die beiden Kandidaten bei einem Wahlsieg verfolgen würden. Insbesondere bei den vier Themen Marktregulierung, Steuern, Außenwirtschaft sowie beim Klimaschutz liegen Trump und Harris teils meilenweit auseinander.

Kamala Harris verfolgt eine wirtschaftspolitische Strategie, die auf mehr Regulierung und Verbraucherschutz abzielt. Sie plant Maßnahmen zur Entlastung für die Mitte der Gesellschaft – etwa die Senkung von Lebensmittelpreisen durch ein Verbot von Preistreiberei und die Begrenzung der Macht großer Konzerne. Außerdem möchte sie den Wohnungsbau fördern und bis zu drei Millionen neue Einheiten schaffen, um die Mietpreise zu stabilisieren. Ein weiteres zentrales Ziel ist die Unterstützung von Erstkäufern von Immobilien sowie Steuererleichterungen für Familien und kleine Unternehmen. Im Gesundheitsbereich setzt Harris auf die Senkung der Medikamentenpreise und die Tilgung medizinischer Schulden sowie eine Senkung der Prämien der Krankenversicherung „Obamacare“. Auch Familien sollen mit einer Erhöhung des Kinderfreibetrags und Steuererleichterungen entlastet und Arbeitnehmer in essenziellen Berufen und kleinen Unternehmen besser unterstützt werden.

Wahl zwischen neoliberaler oder keynesianischer Wirtschaftspolitik
Im Gegensatz dazu setzt Donald Trump auf Deregulierung zugunsten von Unternehmen. Er sieht übermäßige Regulierung als Hindernis für das Wirtschaftswachstum und glaubt, dass weniger staatliche Eingriffe Unternehmen ermöglichen, flexibler auf die Bedürfnisse des Marktes zu reagieren. Trumps Steuerpolitik hingegen konzentriert sich auf die Verlängerung der Steuersenkungen von 2017 – konkret darauf, die Unternehmenssteuern weiter zu senken und die Steuern auf Sozialversicherungsleistungen für Senioren abzuschaffen. Interessant ist auch, wie beide Kandidaten die Außenwirtschaft bewerten: Harris verfolgt einen diplomatischen Ansatz, der auf Zusammenarbeit und internationale Normen setzt. Sie bevorzugt Verhandlungen und Kooperationen anstelle von Konfrontationen. Trump hingegen vertritt eine protektionistische Politik, die auf Handelskriege und höhere Zölle setzt, insbesondere gegenüber China, das er als wirtschaftlichen Hauptgegner betrachtet.

Beim Klimaschutz gibt es ebenfalls klare Unterschiede. Harris setzt auf die Fortführung der Klimaschutzmaßnahmen der Biden-Administration und unterstützt internationale Klimakooperationen wie das Pariser Abkommen. Sie möchte den Ausbau erneuerbarer Energien vorantreiben. Trump hingegen lehnt die meisten Klimaschutzinitiativen ab, fördert fossile Brennstoffe und setzt auf die Deregulierung der Energiebranche. Er sieht fossile Energien als zentral für die Energieunabhängigkeit der USA und lehnt den Ausbau von erneuerbaren Energien als zu teuer und ineffizient ab. Diese Positionen zeigen die deutlichen Gegensätze zwischen den beiden Kandidaten in den Bereichen Marktregulierung, Steuern, Außenpolitik und Klimaschutz. Insgesamt verfolgt Harris eine keynesianische-inspirierte Politik, Trump hingegen eine neoliberal-inspirierte Politik.

Negative Aspekte eingepreist: Positive Marktentwicklung wahrscheinlich
Wahljahre sind in der Regel gute Börsenjahre, weil unabhängig vom Ausgang neue Impulse gesetzt werden. Die Politik setzt die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft und die Finanzmärkte. Letztlich werden die Dinge aber oft nicht so drastisch umgesetzt, wie sie ursprünglich angekündigt wurden. Daher ist eine moderate bis positive Entwicklung der Aktienmärkte wahrscheinlich. Die Kapitalmärkte nehmen Entwicklungen oft vorweg. Ein Blick auf die diesjährigen Bewertungsveränderungen der beschriebenen Sektoren legt den Schluss nahe, dass mögliche negative Aspekte bereits vorweggenommen wurden.

Doch was würden die Wahlsiege der beiden Kandidaten jeweils für die Märkte bedeuten? Tatsächlich könnte Trump kurzfristig von den Börsen positiver aufgenommen werden – immerhin würden Steuererleichterungen und Deregulierung zunächst positiv auf Unternehmensgewinne wirken. Mittelfristig könnte sich seine angestrebte protektionistische Agenda jedoch durchaus negativ auswirken. Mit ihrer bevorzugten Stärkung der Verbraucher und Investitionen in erneuerbare Energien und Infrastruktur steht Harris langfristig für ein stabileres und nachhaltigeres Wachstum. Dies würde sich mittelfristig wahrscheinlich positiv auf die Börse auswirken. Es liegt an den US-Amerikanern, für welchen Weg sie sich entscheiden – das Ergebnis werden wir am 5. November 2024 sehen.

Bild:Axel Brosey verantwortet als Senior Fund Manager in der LAIQON-Gruppe den LF – Green Dividend World, der sich auf globale Dividendentitel fokussiert, die einen möglichst positiven ökologischen Beitrag leisten. (Foto: LAIQON AG)

Quelle: LAIQON AG

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