Genf (dts Nachrichtenagentur) – Die langjährige Schweizer Diplomatin Heidi Tagliavini spricht sich für direkte Gespräche mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin aus.
„Es ist ja erstaunlich, wie Präsident Trump intuitiv dieses uralte Bedürfnis von Wladimir Putin begriffen hat und es geschickt einzusetzen verstand, nämlich dass man mit ihm auf Augenhöhe spricht“, sagte Tagliavini der „Wochentaz“. „Putin ist zurück auf der Weltbühne.“ Trump habe Putin im Sommer nach Alaska eingeladen und ihm die große Bühne geboten, sichtbar für die ganze Welt. „Das ist Symbolpolitik der großen Klasse.“
Generell plädiert Tagliavini für Gesprächsformate. „Die Kanäle sollten unbedingt offen bleiben“, so Tagliavini. „Die Situation in der Welt kann sich ja, wie wir es gerade erleben, phänomenal rasch ändern und auch in eine Richtung, die nicht vorhersehbar war.“ Entscheidungen, die Kanäle abzubrechen, seien oft eigentlich voreilig.
Mit Blick auf die Rolle Europas innerhalb der Ukraine-Verhandlungen wies Tagliavini darauf hin, die Europäische Union nicht zu unterschätzen. „Als Anwalt der Ukraine, wie Kanzler Merz gesagt hat, muss und wird sich die EU konstruktiv einbringen, wie sie es auch bisher schon getan hat“, sagte die langjährige Schweizer Diplomatin. „Die Europäer müssen sich vor allem einig sein und das auch bleiben in ihrer Haltung gegenüber sowohl Präsident Trump wie auch Präsident Putin.“ Europa sei als Unterstützer der Ukraine zum Gegner von Moskau erklärt worden. US-Präsident Donald Trump gelte nicht wirklich als ein verlässlicher Partner Europas. „Jetzt aber ist Einigkeit gefragt, denn es geht bei der Ukraine um eine existenzielle Frage.“
Tagliavini war viele Jahre im diplomatischen Dienst unterwegs. Bekannt wurde sie als Sonderbeauftragte der EU für den Krieg zwischen Russland und Georgien in Abchasien und Südossetien und den von ihr verfassten und durch den nach ihr benannten Tagliavini-Bericht. Im Juni 2014 wurde sie Ukraine-Beauftragte der OSZE, dieses Amt legte sie am 6. Juni 2015 nieder.
Foto: Wladimir Putin (Archiv), via dts Nachrichtenagentur
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