Die Grundsteuerbescheide der Finanzämter sind für viele Haus-, Wohnungs- und Grundstücksbesitzer schwer verständlich. Oftmals fehlt es an Expertise, um die Bescheide zu prüfen und Einspruch zu erheben.
„In diesem Grundsteuer-Wahnsinn ist es schwierig, den Überblick zu behalten und den Bescheid des Finanzamtes richtig zu prüfen. Selbst die Behörden rechnen mit Millionen Einsprüchen“, so Soufian El Morabiti und Ali Doygun von GoldmanTax. Um hierbei Hilfe zu leisten, gibt die Steuerkanzlei in diesem Gastartikel Tipps, worauf man achten sollte und wie man den Bescheid richtig prüft.
Verfassungswidrigkeit der Grundsteuerreform: Experten empfehlen Einspruch einzulegen
Um mögliche Verfassungswidrigkeiten im Zusammenhang mit der Grundsteuerreform abzufangen, empfiehlt es sich, einen Steuerberater zu Rate zu ziehen und gegebenenfalls Einspruch einzulegen. Dieser Schritt dient dazu, die Bescheide offenzuhalten und eine nachträgliche Änderung zu erleichtern. Wer unsicher ist, ob ein Einspruch angebracht ist, sollte sich in jedem Fall professionelle Unterstützung suchen, um mögliche Fehler zu vermeiden. Es bleibt abzuwarten, wie die Gerichte in Zukunft entscheiden werden, und ob die Grundsteuerreform mit den Anforderungen an ein gerechtes und verfassungskonformes Steuersystem vereinbar ist.
Diskussion um eine vorläufige Einstellung der Grundsteuerbescheide
Die Abgabe der Grundsteuererklärungen zum 31. Januar 2023 hat sich aufgrund von Verzögerungen als Herausforderung für die Steuerzahler und die Finanzbehörden erwiesen. Obwohl eine Fristverlängerung zur Verfügung steht, werden voraussichtlich immer noch 30 Prozent der Erklärungen zu spät abgegeben werden. Um einer möglichen Einspruchsflut entgegenzuwirken, fordert der Bundesvorsitzende der Steuergewerkschaft Florian Köbler, dass die Bescheide vorläufig eingestellt werden sollten. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie die Finanzbehörden reagieren werden und ob dies tatsächlich zu einer Reduktion von Einsprüchen führen wird. Trotz allem sollten betroffene Bürger ihre Grundsteuererklärungen fristgerecht abgeben und sich bei Fragen oder Unsicherheiten an Experten wenden, um ihre Interessen zu schützen.
Personalmangel bei Finanzämtern führt zu weiteren Verzögerungen
Die Finanzämter sind derzeit durch die Grundsteuerreform mit einer enormen Arbeitsbelastung konfrontiert, die durch den Mangel an Personal noch verschärft wird. Die Flut an Grundsteuererklärungen erschwert es den Behörden, die Bescheide zeitnah zu prüfen und zu übermitteln. Daraus ergibt sich ein erhöhtes Risiko für Fehler und daraus resultierende Einsprüche. Betroffene sollten sich daher auf längere Bearbeitungszeiten ihrer Steuerbescheide einstellen. Es bleibt abzuwarten, welche Maßnahmen die Finanzämter ergreifen werden, um diesen Personalengpass zu bewältigen und die Bearbeitungszeiten zu verkürzen.
Die Bewertungsverfahren der Grundsteuerreform stehen in der Kritik
Die Grundsteuerreform hat nicht nur für Verwirrung, sondern auch für Kritik gesorgt. Insbesondere die Tatsache, dass die Grundsteuerwerte im Rahmen eines typisierten Verfahrens ermittelt werden, stößt bei einigen Experten auf Kritik. Auch die Möglichkeit der Nachprüfung bei vielen Grundsteuerbescheiden wird von einigen als unzureichend empfunden. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob die Reform in ihrer aktuellen Form den Anforderungen an ein gerechtes und verfassungskonformes Steuersystem entspricht. Betroffene sollten sich bei Fragen oder Unsicherheiten an Steuerberater oder andere Experten wenden und gegebenenfalls prüfen lassen, ob Einspruchsmöglichkeiten bestehen.
Steuerbefreiungen für steuerbegünstigte Körperschaften
Für steuerbegünstigte Körperschaften ist es während der Grundsteuerreform 2022 wichtig, Befreiungstatbestände zur Grundsteuer zu beantragen, da dies zwingend vorgesehen ist. Es ist jedoch möglich, dass der Bescheid keine Befreiung enthält, obwohl sie berechtigt sind. Daher sollten betroffene Steuerzahler prüfen, ob sie eine Befreiung beantragen müssen und die notwendigen Schritte einleiten. Ein versäumter Antrag kann zu einer dauerhaften Belastung mit Grundsteuern führen, daher ist es wichtig, bis zur Bestandskraft der Bescheide die notwendigen Änderungen vorzunehmen oder Einspruch einzulegen.
Handlungsoptionen bei der Grundsteuerreform
Im Zuge der Grundsteuerreform 2022 haben Steuerzahler verschiedene Handlungsoptionen. Eine Möglichkeit besteht darin, den Bescheid nicht anzunehmen und Einspruch einzulegen, da es aufgrund der potenziellen Verfassungswidrigkeit der Regelungen ratsam ist, den Bescheid offenzuhalten. Wird der Bescheid hingegen bestandskräftig, können nachträgliche Änderungen erschwert werden. Ein Einspruch hält den Bescheid in allen Belangen offen, birgt jedoch die Möglichkeit einer Verböserung für den Mandanten.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass der Einspruch mit Kosten verbunden ist und das Finanzamt derzeit abschlägige Entscheidungen trifft. Falls der Einspruch abgelehnt wird, bleibt nur noch der Weg der Klage. Im Rahmen des Einspruchs könnte auch die Aussetzung der Vollziehung beantragt werden, was derzeit jedoch nicht unbedingt notwendig ist. Im Falle einer negativen Entscheidung können im Nachgang Zinsen anfallen, daher sollte man sich im Zweifelsfall immer an einen Steuerberater wenden.
Autoren:
Die Steuerprofis Soufian El Morabiti und Ali Doygun von GoldmanTax entwickeln intelligente Steuerstrategien für den Mittelstand
Bildquelle GMT Steuerberatungsgesellschafts mbH
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