Freitag, August 22, 2025
StartNachrichtenUmwelt- und Wirtschaftsministerium uneins über CO2-Endlager

Umwelt- und Wirtschaftsministerium uneins über CO2-Endlager

Berlin (dts Nachrichtenagentur) – In der Bundesregierung zeichnet sich zwischen dem Umweltministerium und dem Wirtschaftsministerium ein Konflikt darüber ab, ob die Abscheidung und unterirdische Speicherung von CO2 (CCS) künftig auch für Gaskraftwerke zum Einsatz kommen soll. Wirtschafts- und Energieministerin Katherina Reiche (CDU) möchte sich diese Möglichkeit offenhalten. Das Umwelt- und Klimaschutzministerium von Ressortchef Carsten Scheider (SPD) ist dagegen.

„Die Diskussion um CCS darf keine falschen Hoffnungen schüren und dazu führen, fossile Energien länger zu nutzen“, sagte Klimastaatssekretär Jochen Flasbarth (SPD) der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Freitagausgabe). Insbesondere aus wirtschaftlichen Gründen werde CCS „für Gaskraftwerke nicht infrage kommen“.

Im Gegensatz zu dieser Aussage lassen der Koalitionsvertrag und ein Gesetzentwurf Reiches, der kürzlich im Bundeskabinett beschlossen wurde, die CCS-Nutzung in der Gasverstromung zu. Das Wirtschaftsministerium pochte am Donnerstag darauf, „den Einsatz der Technologie jedenfalls nicht von vornherein auszuschließen“.

Energieökonom Andreas Löschel teilt die Analyse des Umweltministeriums, dass CCS für Gaskraftwerke in Deutschland aktuell nicht wirtschaftlich sei. „Das ist wahrscheinlich nichts, das real Umsetzungschancen hat“, sagte der Bochumer Forscher, der der Expertenkommission der Bundesregierung zum Monitoring der Energiewende vorsitzt.

Er verwies darauf, dass die meisten Gaskraftwerke in Deutschland künftig nicht dauerhaft laufen sollen, sondern nur, wenn die Erneuerbaren nicht genügend Strom produzieren. Das erschwere die Wirtschaftlichkeit für die Kohlenstoffspeicherung, die mit hohen Anfangsinvestitionen verbunden wäre. Diese Probleme bei der Wirtschaftlichkeit sprechen laut Löschel auch gegen das Argument, dass die Möglichkeit für CCS bei Gaskraftwerken dem Ökostromausbau im Wege stehe. Auch die Möglichkeit dieser technologischen Lösung gesetzgeberisch zu verbieten, erscheint so in einem anderen Licht. „Da wäre ich eher zurückhaltend“, sagte Löschel.

Der Weltklimarat (IPCC) bewertet CCS als wichtiges Instrument, um mit schwer vermeidbaren Emissionen, wie beispielsweise in der Zement-, Stahl- oder Chemieindustrie, umzugehen. Zugleich warnt der IPCC, dass Pläne zur Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre die Anreize zur nötigen sofortigen Emissionsminderung verwässern könnten. Da CCS-Projekte sich bislang als teuer und schlecht skalierbar erweisen, bleibt die Technologie zudem weit hinter den geplanten Kapazitäten zurück. Eine besondere Herausforderung ist, dass die gespeicherten Emissionen in den Endlagerstätten dauerhaft daran gehindert werden müssen, wieder in die Atmosphäre auszutreten, da sie sonst mit etwas Verzögerung dennoch zur Erderhitzung beitragen.


Foto: Umweltministerium (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

Foto/Quelle: dts

wn24.eu
wn24.eu
wn24.eu ist ein deutschsprachiges Nachrichtenportal, das eine breite Palette an aktuellen Nachrichten aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Sport, Kultur und Unterhaltung bietet. Mit einem erfahrenen Team von Journalisten und Redakteuren, die rund um die Uhr arbeiten, erhalten die Leser zuverlässige Informationen sowie Analysen und Kommentare zu wichtigen Themen aus aller Welt, um stets auf dem Laufenden zu bleiben und ein umfassendes Verständnis für die aktuellen Ereignisse zu erlangen.

Erhalte ab sofort alle wichtigen News des Tages um 19 Uhr kostenlos in dein Postfach!

Wir senden keinen Spam! Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.

- Advertisment -spot_img

Neueste Beiträge

Das könnte dir auch gefallen!