Wien (dts Nachrichtenagentur) – Die Millionen-Erbin und Aktivistin Marlene Engelhorn wirft dem österreichischen Staat Handlungsunfähigkeit vor.
Zu ihrem Plan, 25 Millionen Euro über einen 50-köpfigen „Bürgerrat“ an die Gesellschaft zu verteilen, sagte sie dem „Tagesspiegel“: „Ich habe keine demokratische Legitimation, keine Rechenschaftspflicht. Das sind Voraussetzungen für ein imperialistisches, ein feudales Verhalten. 50 Leute, die diskutieren und öffentlich ein Ergebnis präsentieren, das ist viel näher dran an etwas Demokratischem.“
Sie gebe ihr Geld nicht der öffentlichen Hand, denn: „Der Staat holt es sich ja nicht. Die einzige Sache, die er machen müsste, wäre ein Steuergesetz erlassen und dann würde das Geld schon ihm gehören. Der Staat muss nicht hoffen, dass die Engelhorn bitte endlich mal was überweist.“ Ihr Projekt zeige „sehr deutlich, dass es möglich ist, Reichtum demokratisch zu verteilen. Wenn die Regierung das nicht macht, dann muss sie sich halt selbst auf die Finger gucken und überlegen: Ist das gescheit?“
Politische Ambitionen habe sie keine, betont Engelhorn. „Es gibt dort schon mehr als genug Menschen, die privilegiert sind bis über beide Ohren.“
Marlene Engelhorn ist Nachfahrin des BASF-Gründers Friedrich Engelhorn und erhielt das Geld als Erbe ihrer 2022 verstorbenen Großmutter Traudl Engelhorn-Vechiatto. Einen geringen Teil behält sie weiterhin für eine Übergangsphase. Danach will sie für Geld arbeiten.
Engelhorn ging bislang bewusst keiner Erwerbstätigkeit nach, um anderen Leuten „nicht den Job wegzunehmen“, wie es im Bericht heist. Auf die Frage, ob sie den Verzicht auf ihr Vermögen als Abstieg empfinde, sagt sie: „Ich finde, es ist ein Aufstieg. Ich steige auf in die demokratische Gesellschaft, raus aus dieser dynastischen Reichensuppe.“ Zu ihrer Forderung nach einer Erbschaftssteuer in Österreich erklärt Engelhorn: „Eine Erbschaftssteuer hat noch nie ein Unternehmen in die Bredouille gebracht.“
Seit 2008 hat das EU-Land keine Erbschaftssteuer. Engelhorn gründete 2021 die Initiative „taxmenow“ mit, die sich für eine stärkere Besteuerung reicher Menschen einsetzt.
Foto: Marlene Engelhorn (Archiv), via dts Nachrichtenagentur
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